Wie funktioniert Alltag bei –57 °C?

Reisebericht zu unserer Jakutienreise Februar 2019
von Rudolf Pogrell aus Neubrandenburg

Die Frage bei der Einstimmung auf solch eine Reise ist: Wie kann ich mich vorbereiten, wenn ich zum kältesten bewohnten Ort der Erde fahre? Kann ich mich bei minus 50 oder minus 60 °C überhaupt draußen aufhalten? Welche Sachen ziehe ich an? Wie funktioniert das tägliche Leben, Essen, Trinken, Waschen, Toilette etc.? Um es kurz zu machen: Es funktioniert alles, aber eben anders als wir es gewohnt sind …

Den Plan, im Winter nach Oimjakon zu reisen, hatte ich vor Jahren gefasst, hatte immer Anlauf genommen und verschoben. In diesem Jahr nun wurde es Wirklichkeit.
Die Anreise mit dem Flugzeug Berlin–Moskau–Jakutsk, der kältesten Großstadt der Welt, ist relativ unspektakulär.

Über 1000 km liegen zwischen Jakutsk und Oimjakon und das Gelände ist äußerst schwierig. Autos westlicher Produktion, wie etwa VW-Busse, würden keine zwei Tage funktionstüchtig bleiben. Nur der legendäre UAZ 452 „Buchanka“ (was übersetzt Kastenbrot bedeutet) – ein kleiner, äußerst robuster Geländebus – kann die Herausforderungen des sibirischen Winters meistern. Das eingesetzte Fahrzeug minimiert die Anzahl der Teilnehmer auf maximal fünf pro Reisetermin. Den Buchanka haben wir kennen und schätzen gelernt. Nachts wird das Fahrzeug mit laufendem Motor unter einer Thermoplane abgedeckt, andernfalls würde das Motoröl zum Fettklumpen erstarren und die Batterien würden den Geist aufgeben. Gäbe es in unseren Breiten solche Temperaturen, hätten wir den Notstand ausgerufen. Deshalb ist unsere Bewunderung für das jakutische Volk groß. Bereits seit Generationen kommt es hervorragend mit den Extremen bei 10 Monaten Winter zurecht.

Fakt ist: Jakutien ist sehr wohlhabend. Diamanten, Gold, Erdgas, Kohle, Edelpelze, Rentiere, Pferde, Fischfang – all dies trägt zum Reichtum der Region bei. Darüber hinaus sind die Jakuten überaus gastfreundlich. Nach dem Besuch des Permafrostmuseums mit seinen Eisskulpturen, einem historischen Dorf und dem Diamantenmuseum starteten wir unsere Buchanka-Tour am folgenden Tag Richtung Oimjakon. Die zugefrorene Lena diente als Straße, anschließend die Nationalstraße Richtung Magadan. In Chandyga legten wir nach ca. 500 km und 10 Stunden Fahrt einen Übernachtungsstopp ein. Man braucht also 2 Tage bis nach Oimjakon.
Am Folgetag starteten wir schon um 7 Uhr, frühstückten unterwegs im Buchanka und erlebten den grandiosen Sonnenaufgang in den Bergen. Oimjakon liegt in 700 Meter Höhe auf einer Ebene, wo sich die Kaltluft sammelt. Deshalb ist hier der Kältepol Sibiriens.

Abends kamen wir dann bei Tamara in Oimjakon an. Tamara hat den sanften Tourismus hierher gebracht und betreibt als Einzige im Ort ihre kleine Pension für Abenteurer aus der ganzen Welt. In den letzten 30 Jahren haben es ca. 100 Deutsche nach Oimjakon geschafft. Jährlich kommen etwa 1000 Gäste aus allen Erdteilen hierher. Nach dem Genuss traditioneller jakutischer Küche geht es zeitig ins Bett. Am nächsten Morgen sollten wir unseren Kälterekord erleben: Minus 57 °C. Da mussten wir auf dem Plumpsklo im Hof sehr schnell sein. Wasser zum Kochen und Waschen wird in Form von Eisblöcken in die Küche getragen, dort in großen Fässern aufgetaut und mit Schöpfkellen seiner Verwendung zugeführt. Abwasser wird in Eimern aufgefangen, nach draußen getragen und dort verklappt. Alles so, wie wir es von früher aus deutschen Dörfern kennen. Eine doppelte Luftschleuse verhindert, dass die Innentür des Hauses zufriert, Fenster können nicht geöffnet werden. Durch die Luftfeuchtigkeit würde sich sofort Eis bilden und die Fenster könnten nicht mehr geschlossen werden.

Experimente folgen und zeigen die Wirkung der Kälte: mit einer gefrorenen Banane schlagen wir einen Nagel ein, ein Kohlkopf zerspringt wie Glas. Natürlich treffen wir Chis Khan, den Wächter des Frosts, und ich bringe am Kältepol die Fahne unseres Oldtimerclubs an. So weit ist der Verein noch nicht gereist! Heißes Wasser in die Luft geschleudert, fällt sofort als Eisregen zu Boden. Wodka im Glas wurde zu Gelee und konnte gelöffelt werden. Bei Pferdezüchtern durften wir gefrorenes, rohes und leicht gesalzenes Pferdefleisch und Pferdeleber probieren. Eine Köstlichkeit. Das Gleiche mit gefrorenem Fisch.

Beim Fotografieren mit modernen Digitalkameras und Handys muss man schnell sein. Am besten die Kamera direkt am Körper tragen. Herausnehmen, fotografieren und schnell wieder am Körper verpacken. Nach ca. 30 Sekunden steigen die Kameras aus. Datenübertragung auf die Speicherkarten funktioniert nicht und Akkus versagen. Was Bekleidung anbelangt, so hatte ich neben Daunenhose, Jacke und Handschuhen auch Winterstiefel mit speziellen Innenstiefeln an. Das hat gewirkt. Lange Unterwäsche sowie Hose und Jacke zum Unterziehen mit Taschen haben mich vor der Kälte geschützt. Auch Mundschutz ist unerlässlich. Bei heftiger Bewegung und Atmung ohne Schutz kann es durch die extrem kalte Luft zum Platzen der Lungenbläschen kommen. Wie gesagt: Alles gutgegangen.

Fazit unserer Reise ist: Es war ein absolutes Abenteuer! Die Freundlichkeit der Menschen ist beeindruckend und ein Leben unter solchen extremen Bedingungen ist möglich. Es bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Mein absoluter Dank gilt natürlich Euch als Organisatoren und vor allem Alex, unserem Buchanka-Fahrer und Koch sowie Aljona, unserer Reiseleiterin. Absolute Spitzenkräfte!!!

Alle Infos zur Reise: www.schulz-aktiv-reisen.de/RUS60

Fjellskitour durch die Finnmarksvidda – polare Wildnis, flackernde Nordlichter und gemütliche Hütten

Wussten Sie, dass die Finnmarksvidda vom Forbes Travel Guide zu einer der fünf besten Skilanglauf-Regionen gewählt wurde? Die Gründe hierfür sind vielfältig: äußerst gute Schnee- und Skiwanderbedingungen, hohe Chancen auf die Sichtung von Polarlichtern, frei lebende Rentierkolonien in den Kiefernwäldern der Vidda …

Die Finnmark liegt auf gleicher Höhe wie Sibirien, Grönland und Alaska und weist den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes auf – das Nordkap. Außerdem verfügt die Finnmark dank des Golfstroms über die längste eisfreie Küste aller arktischen Regionen. Während die Temperaturen hier im Winter bei durchschnittlich 0 °C liegen, kann es im Landesinneren –40 °C oder kälter werden. In Karasjok wurde die tiefste je in Norwegen gemessene Temperatur aufgezeichnet; sie betrugt –51,4 °C. Die Durchschnittstemperaturen in der Finnmarksvidda, Norwegens größtem Hochplateau, betragen im Februar und März angenehme –8 °C.

Karasjok liegt im Osten der Finnmarksvidda, nur 20 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt, und ist das Ziel Ihrer 4-tägigen-Skiexpedition durch die atemberaubende Wildnis Norwegens. Im Februar, wenn die Tage allmählich länger werden und die langen Polarnächte vorüber sind, ist die perfekte Zeit, um das faszinierende rötliche Winterlicht und die polare Einsamkeit zu genießen. Außerdem stehen im Februar die Chancen auf Polarlichtsichtungen besonders gut, statistisch gesehen sogar besser als im dunklen Mittwinter.

Ihr Abenteuer beginnt in Alta, im Osten der Finnmarksvidda. Nach dem Kennenlernen und einer ausführlichen Tourenbesprechung stimmen Sie sich gemeinsam auf die bevorstehende Expedition durch das Land der Samen ein. Wer nicht über eine Fjellski-Ausrüstung verfügt, kann sich diese in Alta für den Zeitraum der Reise leihen.
Und dann heißt es für vier Tage und rund 100 Kilometer: die Sorgen des Alltags, Raum und Zeit vergessen und sich vollkommen auf das Ski-Abenteuer im Hohen Norden einlassen! Während Ihrer Expedition durch das faszinierende Niemandsland verbringen Sie die kalten Nächte in gemütlichen Hütten, in denen Ihnen stets eine Sauna zum Aufwärmen und Entspannen der Muskeln zur Verfügung steht. Denn was gibt es Wohltuenderes als einen Saunagang nach bewältigten Skikilometern?

Alle Infos: www.schulz-aktiv-reisen.de/NOR21
Anmeldeschluss für die nächste Tour ist der 14.01.2018 und da es sich um unsere Pilotreise handelt, beträgt die Mindestteilnehmerzahl nur 5 Personen.

Diese Reise ist ein guter Einstieg für alle, die von einer Polarexpedition träumen, und eignet sich zudem hervorragend als Vorbereitung für die große Grönlanddurchquerung, die wir zeitnah in unserem Portfolio veröffentlichen werden.

Tipp: Sie übernachten lieber in Zelten als in Hütten und suchen nach einer noch anspruchsvolleren Tour? Dann werfen Sie doch einen Blick auf unsere Ski-Expedition in der Hardangervidda mit insgesamt 6 Expeditionstagen (Gesamtstrecke: 130 Kilometer) …

Finnland, Finnland, Finnland!

Unsere beliebtesten Tourenbegleiter

Unsere beliebtesten Tourenbegleiter

Eines unserer beliebtesten Reiseziele seit Jahren ist Finnland. Da sich unsere Kunden vor allem für die Winterreisen in Finnland interessieren, haben wir unser Angebot dieses Jahr mit zwei neuen Produkten erweitert.
Schon letztes Jahr wurde die Huskytour am Rande des Polarkreises in das Programm aufgenommen. Das Feedback war überwältigend. Wegen der Begeisterung über die Tour und die Betreuung vor Ort, beschlossen wir weitere Touren mit der Huskyfarm Saija ins Programm zu nehmen. Eine zweite Huskytour und vor allem die aktive Winterwoche in Saija bieten Ihnen zwei neue Möglichkeiten, den echten nordischen Winter kennen und lieben zu lernen.
Auch unsere beliebte Skiwanderung „Gasthaus zu Gasthaus“ hat etwas Neues anzubieten: Es gibt 2 Termine nur für Frauen!
Alle Wintertouren sind jetzt buchbar und einige Termine sind schon ausgebucht. Wenn Sie sich also nach der Kälte sehnen, lohnt es sich jetzt schon eine unseren Winterreisen nach Finnland zu buchen.

Auswahl unserer Wintertouren in Finnland
Aktive Winterwoche in Saija
Huskys und Wildnis
Huskytour am Rande des Polarkreises
Skiwanderung Von Gasthaus zu Gasthaus