Es ist sehr früh am Morgen, die Sonne ist gerade erst aufgegangen und es ist noch ziemlich kalt. Die Menschenmenge ist gewaltig. Wie Ameisen schlängeln sich fast 6.500 Läufer von Oberhof aus in Richtung Start. Sie alle folgen, so wie auch ich, dem Ruf des 43. GutsMuths-Rennsteiglaufs. Vor mir liegt die Halb-Marathon Distanz von 21,1 km mit einer Höhendifferenz von insgesamt 712 m (293 m bergauf und 419 m bergab).
Nachdem ich meine wärmende Weste ausgezogen habe. gebe ich meine Sachen an einem der gelben Post-Trucks im Startbereich ab und beginne mich sofort warm zu laufen. Ca. 15 Minuten vor dem Startschuss begebe ich mich in meinen Startblock (Nr. 3 von 8). Pünktlich um 7:33 Uhr ertönt der Startschuss: Jetzt geht’s los!
Zunächst geht es einen Kilometer auf einer Asphaltstraße entlang, wir laufen an der Rodelbahn, der Skihalle und am Biathlon-Stadion vorbei und biegen dann am Grenzadler auf den Rennsteig ab. Der erste steile Anstieg liegt nun vor uns. Ich versuche es zwar ruhig anzugehen um nicht schon am Anfang zu viel Kraft zu verlieren, schaffe es aber kontinuierlich das große Läuferfeld zu überholen.
Der Lauf fängt jetzt schon an richtig Spaß zu machen zumal mich nun auch die ersten wärmenden Sonnenstrahlen treffen – so kann’s weiter gehen!
Es geht bergab, vor dem nächsten Anstieg atme ich nochmal tief durch
Entlang der Strecke stehen Menschen und feuern uns mit Rasseln, Trommeln und Tröten an. Nach 4 Kilometern erreichen wir die Golfwiese in Oberhof, wo die Stimmung unter den Zuschauen grandios ist. Das steckt an und so kann auch ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Nun geht es 4 Kilometer lang Bergauf. Teils wirklich steil. Ich konzentriere mich gleichmäßig zu laufen und meinen Puls so niedrig wie möglich zu halten, dabei aber weiterhin einen Schnitt von maximal 04:55 min/km zu halten. Einige Läufer fangen nun an zu gehen, ich fange an neben dem Weg im Grass bzw. im Geröll hoch zu laufen um sie zu überholen. Ich achte auf jeden Schritt, denn einmal nicht aufgepasst, könnte es hier böse Verletzungen geben. Nach 9 Kilometern erreichen wir den höchsten Punkt der Halbmarathon-Strecke, die Plänckners Aussicht (973 m ü. NN). Das Gefühl ist unbeschreiblich. Rechts neben mir kann ich jetzt weit in die schöne grüne Landschaft blicken, wie auf einer Modelleisenbahnplatte sehe ich im Tal die kleinen Häuser der Orte aufgereiht. Nun geht es wieder bergab, wobei die Geschwindigkeit schlagartig zunimmt.
Wir laufen mitten durch den dichten Wald und atmen bei hohem Puls die frische Luft des Thüringer Waldes ein. Mit einigem bergab und bergauf geht es weiter bis zum „Borstenberg“, dort verlassen wir den Rennsteig um anschließend um den Goldlauterberg herum zu laufen. Bei Kilometer 14,1 passieren wir den Wegpunkt mit dem ungewöhnlichen Namen „Mordfleck“, wo wir den Höhenweg des Thüringer Waldes verlassen um unterhalb der Mordfleckwand zum „Bierfleck“ weiter zu laufen.
Mittlerweile sieht man vielen Läufern die Erschöpfung an. Hochrote Gesichter und lautes Keuchen prägt die Laufstrecke. Als ich das Schild mit der Aufschrift „KM 19“ sehe kann ich es kaum fassen. „Was? Wirklich? Schon so weit?“ Motiviert ziehe ich das Tempo nun nochmal an. Als ich über den Schmiedefelder Skihang laufe, höre ich schon den Lärm vom Zielbereich, der aus dem Tal hoch schallt. Jetzt geht’s nur noch bergab, ich laufe so schnell wie es nur geht. Der Mann neben mir auch, nur scheint er kurz mal nicht auf den Untergrund zu achten und fällt in voller Geschwindigkeit neben mir hin. Alles geht so schnell, ich schaue mich um, möchte ihm helfen, doch sehe das er schon wieder steht und weiter sprintet, ich frage ihn ob er in Ordnung ist und sehe seine offenen Wunden an Armen und Händen. Er grinst und meint er wäre ok. Noch ein Kilometer, die Waden und Oberschenkel brennen, das Publikum am Wegesrand schreit und feuert uns an, die Stimmung könnte nicht besser sein. Jetzt geht es nochmal auf eine Asphaltstraße und hin zum Zieleinlauf in Schmiedefeld. Noch 200 Meter und geschafft! Nach 1:35:30h bin ich im Ziel angekommen. Die Menge tobt, die Stimmung ist phantastisch und ich bin überglücklich.
Zieleinlauf in Schmiedefeld. Die Stimmung ist großartig!
Nachdem ich mich mit gefühlten 5 Litern Getränken und einer heißen salzigen Suppe gestärkt habe, ruhe ich mich zunächst an unserem Stand von schulz sportreisen, wo Ines und Frank schon in Gesprächen mit anderen Läufern vertieft sind, aus.
Auch ich komme mit vielen Läufern ins Gespräch die genauso begeistert von der schönen Laufstrecke sind. Manche kommen schon seit mehr als 10 Jahren hier her. Auch mich hat das Rennsteig-Lauf-Fieber gepackt. Nächstes Jahr würde ich gern den 43-km-Marathon laufen und wer weiß, vielleicht im Jahr darauf den 72,7-km-Supermarathon.
Doch heute geht es für mich erst einmal zurück ins Hotel, denn ich muss mich noch für die legendäre Läuferparty am Abend frisch machen. Die Stimmung dort übertrifft meine Vorstellungen. „Wie können denn all diese Super-Marathon, Marathon und Halb-Marathon- Läufer jetzt noch so wach und ausgelassen feiern?“frage ich mich. Eine Live-Band spielt das Rennsteiglied und als wäre nichts gewesen, tanzen die Läufer ausgelassen auf Bänken und Tischen.
Alles in allem war es wohl das intensivste Laufwochenende das ich in Deutschland je erlebt habe.
Falls auch Sie dieses spektakuläre Ereignis einmal miterleben möchten, dann begleiten Sie uns doch im kommenden Jahr, vom 20.05. bis 22.05.2016, ins Ringberghotel und zum 44. GutsMuths-Rennsteiglauf.
Mehr Informationen zu dieser Reise erhalten sie auf unserer Homepage unter: http://www.schulz-sportreisen.de/DEU38
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Am frühen Abend im Festzelt
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Unser schulz sportreisen-Stand zum Rennsteiglauf auf dem Sportplatz in Schmiedefeld