Über Benjamin Bölke

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Vom Reich des Eisbären ins legendäre Ski-Expeditionsmekka

Überarbeitete Reise nach Spitzbergen

Mit uns geht es auch diesen Sommer wieder bis an das Ende der Welt – zur kühlen Küste von Spitzbergen! Ab diisem Jahr jedoch zwei Tage länger und 380 Euro günstiger. Tief im Isfjord um Longyearbyen, knapp 1000 km vor dem Nordpol, erkunden Sie bei unserer frisch überarbeiteten Multiaktivreise zu Fuß, per Kajak und Schiff eine unberührte arktische Wildnis voller Gletscher und einer einzigartigen Tierwelt, wild und fragil zugleich. Beide Termine sind mit einer Schiffsexpedition auf der MS Quest kombinierbar (max. 52 Passagiere), dabei gehen Sie mit Zodiac-Booten immer wieder auf Tuchfühlung zur überwältigenden Natur – wenn ein Gletscher kalbt, eine Walschule vorbeizieht oder sich der König der Arktis die Ehre gibt.

Die Termine 2020:
13.06.20 – 22.06.20
17.07.20 – 26.07.20
www.schulz-aktiv-reisen.de/NOR08

Übrigens wurde kürzlich eine fast 10-tägige Slow-TV-Show direkt aus Spitzbergen gesendet, gedreht im Sommer 2019. Könnte das ein Vorgeschmack auf Ihre diesjährige unvergessliche Arktisreise sein?

Neue eindrucksvolle Reise durch Berg- und Fjordnorwegen

Auf eine brandneue 9-tägige Reise von Trondheim möchten wir Sie zum Biketrekking und Wandern durchs wilde Herz Mittelnorwegens einladen. schulz aktiv-Mitarbeiter Benjamin hat nach drei Jahren als Mountainbike-Guide in dem für ihn schönsten Land der Welt diese intensive Tour für Sie zusammengestellt: das Beste aus atemberaubenden Aktivitäten durch eine kontrastvolle Berg- und Fjordwelt mit den letzten wilden Rentierherden und Moschusochsen Europas, einer tief verwurzelten, Jahrhunderte zurückreichenden Kultur und handverlesenen verträumten Lodges in den schönsten Tälern des Landes. Also genau dort, wo Sie so schnell auf keine Caravan-Kolonnen treffen werden!

Die Termine 2020:
31.07.20 – 08.08.20
14.08.20 – 22.08.20
www.schulz-aktiv-reisen.de/NOR10

Fast ausgebuchte Skiexpedition

Der Winter ist bei schulz aktiv reisen noch lange nicht vorbei! So auch nicht im Ski-Expeditionsmekka der Hardangervidda in Südnorwegen. Roald Amundsen, der als Erster den Südpol erreichte, trainierte hier die überlebensnotwendigen Routinen für solche Abenteuer. Durch schneeweiße, sensationelle und anfangs gewiss ungewohnte Stille streifen Sie mit Pulka und Zelt 130 km an insgesamt 6 Skitagen mit Ihrem Arctic Nature Guide Alexander Steurenthaler. Auf dieser optimalen Vorbereitungstour für größere Unternehmungen (z.B. unsere Grönlanddurchquerung) lernen Sie, unter speziellen winterlichen Bedingungen ein Zelt aufbauen, Schnee schmelzen, Essen kochen. Denn alles muss effizient passieren, bevor die Sonne untergeht und die Temperaturen auf bis zu minus 25 Grad Celsius sinken können.

Termin 2020: (Für die diesjährige Skiexpedition sind nur noch drei Plätze frei!)
12.03.20 – 21.03.20
www.schulz-aktiv-reisen.de/NOR20

Im Interview: Neujahrsgrüße vom estnischen Reiseleiter Bert Rähni

Seit dem Sommer 2019 haben wir mit Bert Rähni als lokalem Guide eine tolle, abwechslungsreiche Multiaktiv-Reise über die außergewöhnliche Inselwelt Estlands im Programm. In diesem Interview sprechen wir über estnische und ganz persönliche Traditionen, plaudern etwas aus dem Nähkästchen, wie die Reise aus der Feder von Firmengründer Frank Schulz entstanden ist und geben einen Ausblick, wie wir die Reise für Sie nun noch weiter optimiert haben.

Bert ist in Estland geboren und aufgewachsen und organisiert bereits seit 17 Jahren Reisen durch einzigartige Naturlandschaften Estlands. Die Kleininseln bei Hiiumaa, das riesige Marimetsa-Hochmoor und die weiten Strände sind über mehrere Jahre zu seinen Traumzielen geworden und werden es, so sagt er, auch immer bleiben. In der nun zweiten Saison freut er sich, Ihnen die wunderschöne Natur seiner Heimat auch im Sommer 2020 wieder zu zeigen!

Bert, ich hoffe du bist gut ins neue Jahr gerutscht.  Wie hast du Weihnachten und Silvester gefeiert? Welche besonderen estnischen Traditionen begleiten dich durch den Winter?

Weihnachten, das sind in Estland familienorientierte Feiertage und ich war mit der Familie zu Hause, wo wir im Wald gewandert sind und danach oft in der Sauna waren. Aber gleich nach Weihnachten bin ich mit meinen zwei Söhnen 600 km nördlich nach Finnland gefahren und wir haben dort unseren Winterurlaub gemacht. Schneeschuh-Wanderungen, viel Langlauf-Ski, rodeln, was wir alles immer gerne abseits der Loipen oder Pisten im dicken Tiefschnee machen. Gewöhnlich ist in Estland um Weihnachten die Zeit, wenn die ersten Kleinseen zufrieren. Deshalb assoziiere ich Weihnachten immer mit ausgedehnten Schlittschuh-Touren auf freiem Eis – sogenanntes Trip Skating. Auf Estnisch gibt es ein gutes Wort, dass das auf den Punkt bringt: „matkama“ – damit bezeichnet man alle Aktivitäten, die nicht auf vorbereiteten Strecken, sondern frei und wild stattfinden. Also meine Leidenschaft beschreibt das Wort matkama und alles was damit verbunden ist.

Seit dem Sommer 2019 haben wir eine sehr abwechslungsreiche Multiaktivreise mit dir als Guide im Programm. Hauptinitiator war unser Firmengründer Frank Schulz höchstpersönlich. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie entstand die neue schulz-Reise?

Eigentlich kannte ich schulz aktiv reisen als Aktivreiseveranstalter schon lange. Da ich in Estland auch schon längere Zeit solche Reisen durchführe, habe ich ab und zu in euer Reiseprogramm geschaut, es sehr gut gefunden und gedacht: „Da können wir auch in Estland zusammen eine schöne Aktivreise zusammenstellen“.  Aber die Gelegenheit dafür kam erst vor drei Jahren, als das estnische Fremdenverkehrsamt einen Trip für Deutsche Aktivurlaub-Firmen organisierte und ich die Kajak- und Fat-Bike Touren durchgeführt habe. Da habe ich Frank persönlich kennengelernt, schon dort über diese Multiaktiv-Reisekonzeption gesprochen und später nach mehreren E-Mails gemeinsam die Reise konzipiert.

Es wird immer schwieriger, Reiseziele zu finden, die noch echte Geheimtipps sind. Die estnischen Inseln sind definitiv welche! Was genau macht den unverwechselbaren Charme dieser Reise aus und mit welchen Traditionen kommen unsere Gäste dank dir in Berührung?

Diese Reise haben wir mit den schönsten Aktivitäten aus meiner langjährigen Erfahrung zusammengestellt. Estland ist klein, aber vielfältig. So auch diese Reise, die aus Hochmoor-Baden bis Kleininsel-Abenteuer mit Kajak und einsamer „Robinson Crusoe“- Zeltübernachtung besteht. Hauptziel ist einerseits Ruhe und Abgeschiedenheit und anderseits, den naturabhängigen Rhythmus des Lebens der Inselbewohner und Tierwelt zu erleben. Daneben genießen wir auch die lokale Küche, besuchen kleine Hafenrestaurants und erschmecken die neue estnische Braukunst.

2019 ist die Reise überaus erfolgreich an den Start gegangen und alle drei Termine waren auf Anhieb ausgebucht. Was waren die Highlights auf den Premieren-Touren? Gib uns doch mal eine Aussicht auf die kommenden Reisen 2020.

Wie erwartet waren für alle Teilnehmer die Moorwanderung mit Moorschuhen und Moorbaden und die 2-tägige Kajaktour zwischen Kleininseln mit Zeltsauna die Höhepunkte. Daneben begeistern die Wanderungen entlang der endlosen Strände, kulinarische Erlebnisse und natürlich die estnische Kultur der Altstadt von Tallinn. Beim Reiseablauf werden wir nicht sonderlich viel verändern. Alle wichtigen Aktivitäten bleiben im Programm. Wir haben aber die Reise um einen Tag länger gemacht. Nun werden wir für zwei Nächte auf Saaremaa und zwei Nächte auf Muhumaa bleiben und damit nun auch für diese beiden Inseln genügend Zeit haben. Neu sind auch die Fahrradtour auf Muhumaa, bei der wir auf kleinen Straßen durch die hübschen Fischerdörfer mit den typischen Steinmauern und Strohdächern fahren. Die zweite Neuerung ist eine abenteuerliche Fußwanderung zu einer Eilandskette. Es geht entlang und teilweise durch die flache Ostsee des Nationalparks der Insel Vilsandi mit dem Endpunkt des berühmten Leuchtturms, der auf vielen Werbefotos zu sehen ist.

Bei den Dresdner Reisetagen vom 31.01. bis 02.02.20 wirst du auch anwesend sein und Estland vertreten. Was wirst du unseren Gästen aus deinem Heimatland mitbringen?

Etwas muss auch geheim bleiben 🙂 Besuchen Sie unseren Estland-Stand und lassen Sie sich überraschen!

Ich danke dir für das Gespräch und freue mich, dich wieder in Dresden zu treffen. Auf ein weiteres aktives Jahr 2020 auf Estlands Inseln im Aufwind!

Sie haben Lust, die estnische Inselwelt einmal selbst hautnah mitzuerleben? Sie finden alle wichtigen Informationen zur Reise und Buchung unter:
www.schulz-aktiv-reisen.de/EST01

Das Interview zur Grönlanddurchquerung 2019 mit Arctic Nature Guide Alexander Steurenthaler

Vom 15.08. bis 17.09. machte sich der Arctic Nature Guide Alexander Steurenthaler mit seiner Expeditionsgruppe samt unserem schulz aktiv-Teilnehmer Florian auf, um das mächtige Grönländische Inlandeis zu durchqueren. 580 Kilometer. 28 Tage. Ohne technische Hilfsmittel. Nur auf Ski und mit dem Allernötigsten auf der Pulka, über Moränen und Eiskappen, durch Gletscherlabyrinthe und die endlose Weite der Arktis von Ost nach West.

Alexander Steurenthaler kurz nach der Grönlandexpedition bei unserem Treffen in Oslo

Alexander wurde 1983 im Schwarzwald geboren und betreibt Skilanglauf seit dem Kindergartenalter. Seit 2008 lebt er in Norwegen und guidet Skiexpeditionen und Bergtouren in der ganzen Welt. Er hat bisher ein gutes Dutzend Ski-Expeditionen geleitet, darunter die nun vierte Grönlanddurchquerung, zwei Expeditionen in der Nordwest-Passage, eine Überquerung des Vatnajökull auf Island, mehrere längere Skitouren auf Spitzbergen und in Norwegen. Dazu kommen mehrere Bergexpeditionen und Touren, darunter vier Aconcagua-Besteigungen (Argentinien), zwei Illimani-Besteigungen (Bolivien) und andere Gipfel in den Anden, fünfmal Stok Kangri im indischen Himalaja, und fünf Gruppen, die er auf den Kilimanjaro führte.

Drei Tage nach seiner jüngsten Expedition habe ich Alexander für ein Gespräch in Oslo getroffen und mit ihm über seine Passion für extreme Lebensräume, die Ausbildung zum Arctic Nature Guide, die Auswirkungen des Klimawandels und natürlich über die frischen Eindrücke der gerade erst absolvierten Grönlanddurchquerung 2019 gesprochen.

Alex, du bist gerade frisch von einer einmonatigen Grönlanddurchquerung mit schulz aktiv-Gästen zurück. Wie geht es dir? Spürst Du noch die Belastung der letzten Wochen?

Mir geht es sehr gut, danke der Nachfrage! Wie nach jeder längeren Expedition, genieße ich es momentan mal „nichts“ zu tun und erfreue mich an den Annehmlichkeiten unserer modernen Zivilisation. Fließend warmes Wasser, ein voller Kühlschrank, eine gemütliche Couch, der Supermarkt um die Ecke … Wenn ich aus der Eiswüste zurück bin, dann erscheint mir Oslo wie das Schlaraffenland! Nach einem Monat in der unendlichen arktischen Stille bin ich gleichzeitig voller Energie und ganz tief entspannt. Klar, die Beine sind vielleicht ein bisschen schwer, aber der Geist ist erfrischt. Erstmal habe ich gar keine Lust auf Training, sondern will Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen, ein gutes Buch lesen …

Du lebst seit über 10 Jahren in Norwegen, warst in Finse und bist nun in Oslo heimisch. Was fesselt dich so sehr am hohen Norden und an der Arktis?

Ich empfinde eine große Freiheit, wenn ich in der nordischen Natur unterwegs bin. Abseits aller Pfade in der grenzenlosen Weite mein Zelt aufschlagen zu können oder gleich hier hinterm Haus im Osloer Wald (Østmarka) die Hängematte aufzuhängen und ein Lagerfeuer zu machen, das bietet für mich ein großes Stück Lebensqualität. Ich bin fasziniert von der arktischen Tierwelt, von den Vögeln, die mit ihren langen Migrationsrouten im Sommer das Leben zurückbringen und gleich mit dem Nachwuchs in die Gänge kommen. Und natürlich von den Überlebenskünstlern des gnadenlosen Winters – Rentiere, Moschusochsen, Eisbären und Polarfüchse – da ist jede Begegnung ein Highlight. Aber auch die Menschen der Arktis, gerade die Inuit, haben einen großen Platz in meinem Herzen. Was dieses Volk geleistet hat, wie es sich an die härtesten klimatischen Bedingungen angepasst hat, es ist absolut bewundernswert!

Wie wird man Arctic Nature Guide und gibt es überhaupt irgendeinen besseren Job für dich? Was bedeutet er dir?

Arctic Nature Guide wird man, indem man sich für die Aufnahme in den Kurs an der Universität in Tromsø bewirbt. Die einjährige Ausbildung findet auf Svalbard (Spitzbergen) statt und ist eine wirklich spannende Sache. Sicheres Guiden in der Arktis mit allem was dazugehört – unter anderem Gletscher, Meereis, Lawinen, Eisbären und Meteorologie – steht auf dem Lehrplan. Man ist vor allem draußen unterwegs und muss auch ein Praktikum machen. Ich habe die Ausbildung vor 8 Jahren absolviert. Seither war ich unheimlich viel unterwegs, habe unter anderem Expeditionen in der kanadischen Arktis, in Südamerika und im Himalaya geleitet und unvergessliche Erlebnisse gehabt. Der Job bedeutet mir, dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf gemacht habe.

In einem früheren Gespräch hast du mir mal gesagt, dass die Expedition auf der Zeitachse nur den kleinsten Teil ausmacht. Wie sieht die optimale Vorbereitung auf ein so unvergleichliches Abenteuer aus?

Bei der Grönland-Durchquerung sage ich immer, wenn man den ersten Schritt auf dem Eis macht, da ist der längste Weg schon geschafft. Bei so einer Expedition über die Eiskappe sind die Ressourcen ja aufs Extremste verknappt. Man muss mit dem zurechtkommen, was im Schlitten dabei ist und die körperliche Belastung ist gleich vom Start an da. Denn dann sind die Schlitten noch am schwersten und das Terrain ist am steilsten, auch wenn die ersten Tage meist etwas kürzer ausfallen. Alle größeren „Probleme“ müssen daher in der Vorbereitung gelöst werden. Das heißt, die richtige Ausrüstung und Verpflegung muss dabei sein. Die Teilnehmer müssen zielgerichtet trainiert haben und allen muss klar sein, dass wir als Team unterwegs sind, wir uns gegenseitig unterstützen und die täglichen Arbeiten verteilen. Damit das klappt, führe ich mit den Teilnehmern möglichst bald nach der Buchung ein persönliches Beratungsgespräch und alle erhalten ein Infopaket mit Trainingsplan und detaillierter Ausrüstungsliste. Außerdem muss ein Formular über den Gesundheitszustand und Fitnesszustand ausgefüllt und vom Hausarzt unterschrieben werden. Dieses wird vor der Expedition bei den grönländischen Behörden vorgelegt, die ja inzwischen strenge Vorschriften haben, was die Genehmigung der Expedition betrifft. Ein wichtiger Teil der Vorbereitung ist das Expeditionstraining in Finse. Hier gehen wir die komplette Unternehmung durch und machen eine Mini-Expedition, unter Bedingungen, die denen auf der Eiskappe ganz ähnlich sind. Dieses Jahr sind wir beispielsweise in einen Sturm geraten, der heftiger war als alle, die wir auf Grönland erlebt haben. Wir mussten einen vollen Tag mit Abwarten in den Zelten verbringen und haben eine Schutzhöhle im Schnee gebaut. Eine super nützliche Erfahrung, die dabei hilft, Erwartungen zu verdinglichen und  etwaige Ängste zu nehmen. Auf der Trainingstour lernt das Team sich kennen und tauscht Erfahrungen aus. Am letzten Tag setzte ich mich dann mit jedem einzelnen für ein persönliches Feedback zusammen, gebe „grünes Licht“  und erstelle einen Plan, was zum Expeditionsstart noch anliegt. Manch einem Teilnehmer wird in Finse klar, dass so eine Expedition doch nicht das richtige ist. Dieser Trainingsaufenthalt in Finse ist jedenfalls ein ganz wichtiger Teil der Expedition und für den erfolgreichen Verlauf der gesamten Unternehmung für mich unabdingbar.

Okay so viel zur Theorie. Deine Eindrücke von der vergangenen Expedition könnten frischer kaum sein. Wie verliefen die Tage und Wochen in der grenzenlosen Welt des Eises und der ewigen Stille? Welche Herausforderungen hat die Gruppe gemeistert? Welche Momente wird sie so schnell nicht wieder vergessen?

Wir haben täglich meist 8–9 Einheiten zu je 50 Minuten auf den Skiern zugebracht und bei stetigem Tempo je nach Bedingungen zwischen 20 und 32 Kilometer zurückgelegt. Wenn wir abends mit den Einheiten durch waren, gab es eine Runde „High Fives“ und eine kurze Besprechung zur Camp-Organisation und wie es am nächsten Tag weitergeht. Dann wurden die Zelte aufgeschlagen und wir haben uns ans Wasserkochen gemacht. Dabei war immer einer in den beiden Zeltteams der „König“ und der andere der „Sklave“. Der König liegt an der Eingangsseite des Zeltes, darf sich entspannen, gleich die Kleider wechseln und sich gemütlich einrichten, während der Sklave an der Küchenseite des Zeltes liegt, den Kocher bedient, den Schnee schmilzt und die Flaschen füllt. Jeden Tag wurden die Positionen gewechselt …  Ruhetage gab es, wenn das Wetter heftig war. Am zehnten Tag war es nachmittags stürmisch, daher haben wir schon nach 4 Einheiten die Zelte aufgeschlagen und am Tag 21 war es so stürmisch, dass wir den ganzen Tag im Zelt geblieben sind. Am 19. Tag waren wir auf der verlassenen Radarstation DYE II und haben 6 Einheiten gemacht. Ansonsten sind wir das volle Pensum marschiert. Herausforderungen gab es einige. Die Eislandschaft war beim Aufstieg und Abstieg aufgrund des ungewöhnlich warmen Sommers besonders stark abgeschmolzen. Es gab viel Auf und Ab, tiefe Schmelzwassergräben und Löcher. Außerdem mussten wir auch ungewöhnlich viele Gletscherspalten umgehen und eine Seilschaft bilden, um sichere Routen zu finden. Ab Tag 14 hatten wir bis zum Ende eine Menge Whiteout und Schneefall, also 0 Sicht und schwere Unterlage. Da ist das Navigieren und Wegbahnen schon extra hart. Vergessenen werde ich bestimmt nicht, wie Florian auf dem höchsten Punkt der Eiskappe im Zelt eine „Bar“ eröffnet hat und Bier, Cola und Frankfurter Würste serviert hat oder Silje und Sigmund Schokoladenkuchen aufgetischt haben … Unser letztes Camp an der Westküste werde ich bestimmt auch nicht vergessen. Da waren die Berge schon so nah, nur 4 km Luftlinie. Aber zwischen dem Land und uns lag weiterhin, dieses gewaltige, unglaublich schöne Gletscherlabyrinth.

In diesem heißen Sommer haben wir leider wieder zahlreiche beunruhigende Meldungen aufgrund des Klimawandels in den Medien gesehen. Unter anderem auch Aufnahmen von riesigen Schmelzwasser-Seen in Grönland, die du auch gerade selbst schon erwähnt hast. Spürst du während deiner Expeditionen und in der täglichen Arbeit starke Veränderungen in den arktischen Regionen? Wie stehst du zum Tourismus in diesen sensiblen Ökosystemen?

Ja, klar spüre ich das. Falljökull, der Gletscher, auf dem ich vor ein paar Jahren auf Island gearbeitet habe, ist im Verlauf der drei Sommer, die ich dort war, massiv abgeschmolzen und inzwischen nicht mehr wiederzuerkennen. Jetzt auf Grönland haben wir ein paar riesige Schmelzwasserseen durchquert, die weit im Inneren der Eiskappe lagen. Die riesigen Eisblöcke, die da mitten in die Landschaft gespült und von den Wassermassen aufgetürmt worden waren, waren natürlich super ästhetisch. Aber es war auch schon ein unheimlicher Anblick … Ich denke, dass manche Arten von Tourismus problematisch sind. Es muss strikte Regeln geben, die das sensible Ökosystem der Arktis vor schädlichen Formen des Tourismus schützen. Der Cruise-Tourismus mit all den Abgasen und  Menschenmassen muss beispielsweise reguliert werden. Bei unserer Unternehmung haben wir bis auf die Skispuren nichts hinterlassen. Ich denke auch, dass man auf einer Expedition durch die Eiswüste, in diesem für uns lebensfeindlichen Raum, nachhaltig dafür sensibilisiert wird, wie wertvoll, verletzbar und schützenswert die Natur ist.

Das Grönländische Inlandeis zu durchqueren ist für die meisten Menschen sicherlich eine unvorstellbare Herausforderung. Welche Touren bietest du noch an und welche Eindrücke und Erlebnisse erwarten unsere Gäste dabei?

Wir bieten noch eine Tour von Hütte zu Hütte in der Finnmarksvidda und eine Mini-Expedition in der Hardangervidda an. Die Finnmarksvidda ist eine wilde Hochebene, ganz im Norden Norwegens gelegen. Als Heimat der nomadischen Samen und ihrer Rentiere ist es eine richtig exotische Region. Es ist dort oft bitter kalt, aber die Hütten, die teilweise seit Jahrzehnten von denselben Einheimischen betrieben werden, bieten gemütliche Unterkunft, gutes Essen und eine holzbefeuerte Sauna. Man hat gute Chancen Nordlichter zu sehen und in der großen Weite dort bekommt man richtiges Polarfeeling … Die Mini-Expedition in der Hardangervidda startet in Finse, dem Expeditionsmekka Norwegens, wo schon Scott und Shackleton für ihre Expeditionen trainiert haben. Von dort ziehen wir am großen Hardangerjökul-Gletscher vorbei ins Herz der Hardangervidda und durchqueren die Gegend, in der Amundsen sich auf den Südpol vorbereitet hat. Wir lassen es langsam angehen und lernen Schritt für Schritt alle Routinen, die man auf einer Tour mit Zelt und Schlitten durch den arktischen Winter braucht. Wenn man Glück hat, trifft man eine Herde wilder Rentiere und sieht Nordlichter. Man ist sehr frei unterwegs, das Wetter ist bei der Routenwahl ein wichtiger Faktor. Diese Mini-Expedition ist an sich ein großes Erlebnis und ein super Einsteiger für alle, die sich auf eine Expedition im Grönland-Style vorbereiten wollen.

Und wer jetzt auf den Geschmack von ewigem Eis gekommen ist – wann gibt es wieder Gelegenheiten für Touren mit dir?

Die 7-tägige Fjellskitour durch die Finnmarksvidda mit Hüttenübernachtungen ab Alta findet vom 01.03.20 bis 07.03.20 statt (hier weitere Informationen zur Reise)

Die Termine für die 10-tägige Fjellskitour durch die Hardangervidda ab Finse sind: 12.03.20 bis 21.03.20 und 11.03.21 bis 20.03.21 (hier weitere Informationen zur Reise)

Anmeldungen für die nächsten beiden Grönland-Expeditionen mit mir inklusive des Expeditionstrainings in Finse sind auch schon für den 14.08.20 bis 17.09.20 und 13.08.21 bis 16.09.21 möglich. (hier weitere Informationen zur Expedition)

Welche Abenteuer stehen dir noch bevor, bis es mit unseren Gästen im März wieder auf die Bretter geht?

Erstmal Familienurlaub in Deutschland und in Kanada … Ab Mitte November bin ich dann bis Ende Januar in der Antarktis unterwegs, wo ich für ein amerikanisches Unternehmen eine Expedition zum Südpol guiden werde. Das wird ein großes Abenteuer!

Ich danke dir für das Gespräch und jetzt wünsche ich dir erstmal eine schöne Zeit mit deiner Familie und bei der Expedition zum Südpol alles Gute!

Haben Sie Lust, die diesjährige Grönland-Durchquerung im Expeditionsblog rückzuverfolgen? Gerne! Alexander hat all seine Logbucheinträge und GPS-Daten online gestellt.