„schulz“ sind wir … Ray Hartung

Heute stellen wir im Rahmen unserer Serie „schulz“ sind wir … Ray Hartung vor, der seit mittlerweile 25 Jahren der schulz-Familie angehört. Ray ist unser Hauptreiseleiter und im ständigen Austausch mit unseren Reiseleitern weltweit. Unterwegs von Südamerika bis Südasien, haben es ihm besonders die Berge und das Meer im Allgemeinen und Nepal und Portugal im Besonderen angetan. Mit seiner Familie lebte er von 2004 bis 2010 auf Madeira (diesen Sommer wird sein neuer Reiseführer über die Insel im Trescher Verlag erscheinen) und führte in dieser Zeit fast alle unsere Reisen dort. Wie Madeira und Portugal ist auch Nepal seine zweite Heimat. Er hat das Land auf über 50 Reisen aus allen Blickwinkeln kennengelernt und ist der Autor des aktuellsten deutschsprachigen Nepal-Reiseführers, welcher Ende Februar als Neuauflage ebenfalls im Trescher Verlag erschienen ist.

Stell dich doch mal ganz kurz vor. Reisen macht ja den meisten Menschen Spaß. Aber was bedeutet es für dich?

Für mich bedeutet Reisen zu lernen und Neues zu erfahren, entdecken, genießen und frei zu sein vom Alltäglichen. Ich zitiere immer wieder gern den Freiherrn von Knigge, der über das Reisen sagte:
„Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen und dass man sich durch kleine widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lasse.“
Ich kann mir mein Leben ohne Reisen jedenfalls nicht vorstellen.

Welches ist dein Lieblingsland und warum – auch wenn es schwer ist, ein Land zu nennen? Was macht dieses Land so besonders oder was verbindest du mit ihm?

Es ist schwer nur ein Land zu nennen, ganz besonders wenn man viele mag. Sehr beeindruckt haben mich z.B. Argentinien und Mexico, Myanmar und Kambodscha, Kirgistan und Nordindien. Ich bin sehr gern in Deutschland und Tschechien unterwegs, genauso wie auf den portugiesischen Inseln, auf dem portugiesischen Festland und in Italien. Platz 1 allerdings belegt Nepal. Das Land habe ich als Expeditionsbergsteiger, als privater Tourist und sehr, sehr oft als Reiseleiter auf Trekkingtouren kennen und lieben gelernt. Es ist nicht nur die grandiose Landschaft von den Tropen bis ins ewige Eis, die mich begeistert. Es sind in erster Linie die offenen und freundlichen Menschen Nepals. Weit über 100 verschiedene Völker, die 124 verschiedene Sprachen sprechen und unterschiedlichen Religionen angehören, leben in Nepal trotz aller Probleme des täglichen Lebens in einem friedlichen Miteinander.

Erzähl doch mal von deinem verrücktesten oder skurrilsten Reiseerlebnis: War es vielleicht schon mal richtig brenzlig oder riskant für dich?

Oh je, da gibt es bei mir mittlerweile so einiges, was in diese Kategorien fällt. Das ist ja Stoff für ein Buch. Also dann eine verrückt-skurrile Begebenheit aus Nepal.
Vor einigen Jahren, auf einer wirklich sehr anspruchsvollen Trekkingtour, musste ich wegen der unterschiedlichen konditionellen Voraussetzungen der Teilnehmer nach der Überschreitung zweier 5000er Pässe die Gruppe teilen. Auf dem weiter geplanten Weg warteten noch mal drei 5000er Pässe – das hätten nicht alle geschafft, es wäre schlichtweg zu gefährlich gewesen. Also erdachte ich spontan ein Ersatzprogramm, welches ich mit denjenigen dann auch ging, die den höheren körperlichen Anstrengungen wohl nicht gewachsen gewesen wären. Nach langer Diskussion stand dann endlich fest, wer welchen Weg gehen würde. Einer der Teilnehmer wollte sich damit allerdings nicht abfinden und den geplanten Weg gehen – zur Not auf einem Pferd! Er hatte mir schon zu Beginn der Reise seine Börse mit unerhört viel Bargeld gezeigt und meinte nun, sich im Ort ein Pferd für die Passüberschreitungen kaufen zu können – Geld spielte keine Rolle. Die Einwohner allerdings brauchen ihre Pferde und Pferdmarkt ist in der Region nur einmal im Jahr. Er glaubte es mir einfach nicht, dass er keines zu kaufen bekommt und so zogen wir mit ihm durch den Ort. Aber nicht einmal für den 10fachen Preis hat ihm jemand ein Pferd verkauft – nicht einmal für 1,5 Jahreseinkommen! So wurde ihm aufgezeigt, dass man nicht überall mit Geld alles kaufen kann und er ging dann mit uns die etwas einfachere Alternativroute. Wir gingen zum Ausgangsort zurück und ich musste dort für den ungeplanten Rückweg auch noch ein Flugzeug organisieren, und das ohne Handyempfang. Aber auch das gelang. Ich konnte abends in der Dorfkneipe nach einigen Kaltgetränken beim örtlichen „Obermacker“ eine Cessna der damals neu gegründeten Fluggesellschaft „Goma Air“ chartern, welche uns aus dem Gebiet ausflog. Zurück in Pokhara verbrachte ich dann noch die halbe Nacht als Zuhörer mit dem verhinderten Pferdekäufer auf dem Bordstein sitzend. Er hatte auf der Tour einiges erfahren, was ihn zum Nachdenken angeregt hat. Letztendlich spendete er einen nicht unerheblichen Betrag aus seiner reich gefüllten Geldbörse für unsere sozialen Projekte in Nepal …

Warum hast du denn eigentlich deine Passion zum Beruf bzw. als Ausbildung gemacht?

Hach, das ist einfach Schritt für Schritt so passiert. Ich habe schon früher (vor 1990) im Rahmen der damaligen Möglichkeiten Reisen organisiert und geleitet. Im Jahr 1998 suchte dann ein Herr Schulz dringend einen Reiseleiter für Madeira – das war auch skurril… 😊 – ich habe es gemacht und so fing unsere Zusammenarbeit an. Später war ich dann als Produktmanager im Büro, habe mit Frank die Reisekneipe eröffnet, ging nach Madeira, kam wieder zurück, gründete selbst, arbeitete mit schulz aktiv reisen zusammen und bin jetzt als externer Mitarbeiter immer noch da. Ich muss wohl einfach immer wieder unterwegs und dem Besonderen auf der Spur sein …😊

Was an deinem eigenen Herzblut und Wissen hast du in deine schulz-Reisen gesteckt? Wo sind unsere Gäste hier dem „Besonderen auf der Spur“?

Ich bin als Ideengeber und Gestalter wohl für eine ganze Reihe von heutigen schulz-Reisen der „Geburtshelfer“. Die verschiedenen Reisen auf „der Insel des ewigen Frühlings“ Madeira betreue ich programmatisch von Anbeginn mit. Der grandiose Fischerpfad im Süden Portugals entstammt meinen Gedanken und natürlich auch ein Großteil unserer Nepaltouren. Eine ganz besondere Reise, welche auf mich zurückgeht, ist das „La Dolce Vita“ im Cilento – eine absolut fantastische Tour für alle Sinne. Sehr am Herzen liegt mir aber auch die Wanderreise ins Böhmische Mittelgebirge – eine ganz großartige Wanderregion – mit Start in Dresden und Ende im „goldenen“ Prag, die – warum auch immer – leider noch nicht so wie gewünscht angenommen wird.