Unsere Wanderreisen auf den Azoren sind seit vielen Jahren bereits ein echter Klassiker in unserem Reiseprogramm und erfreuen sich auch dieses Jahr wieder großer Beliebtheit. Umso mehr war es an der Zeit für mich, mich selbst auf die Reise zu machen und zumindest die sogenannten Zentralinseln Faial, São Jorge und Pico kennenzulernen. Die Azoren bestehen insgesamt aus 9 Inseln und jede hat ihren ganz eigenen Charakter. Wir bereisen in der Sommersaison von Juni bis September mit unseren Gruppen vor allem die sogenannten Zentralinseln Faial, Pico und São Jorge und auf der Vier-Insel-Tour zusätzlich die am westlichsten gelegene Insel Flores.
Mein Plan war, unsere erste Gruppe der Saison bei der Reise „Wandern auf vier Atlantikinseln“ ab der zweiten Reisehälfte auf den Inseln São Jorge und Pico zu begleiten. Die Gruppe war bereits mit einer Woche Vorsprung unterwegs.
Nicht umsonst sagt man, auf den Azoren gibt es vier Jahreszeiten an einem Tag (mit einem Regenschauer muss man immer rechnen). Noch vor meiner Abreise erreichten mich jedoch Wetternachrichten, die auch für die Azoren eher untypisch sind: Es herrschte schon seit einigen Tagen schlechtes Wetter und die Inseln waren vor allem in Wolken, Regen und Nebel gehüllt. Ich hoffte dennoch, dass die Gruppe sich ihre Laune vom Wettergott nicht hatte verderben lassen und mich in bester Stimmung empfangen würde. Nachdem also das Wetter zum Reiseauftakt nicht ganz so war, wie man es sich im Urlaub erhofft, wurden unsere Reisenden dann auf Flores, der zweiten Insel, die auf dem Programm stand und nur mit einem kurzen Flug von Faial aus erreichbar ist, mit Sonnenschein belohnt. Als ich nach der ersten Woche in die Tour mit einstieg, begrüßte mich also auf São Jorge unsere Reiseleiterin Louiza und eine gut gelaunte und sehr sympathische Wandergruppe. Louiza war mit ihren Eltern vor ca. 15 Jahren auf die Azoren gezogen und die „Reiseleitergene“ wurden ihr quasi in die Wiege gelegt, denn ihr Papa Herbert führt ebenfalls unsere Gruppen über die Inseln.
Louiza nahm uns dann auch gleich mit in ihr Heimatdorf Urzelina, wo gerade das Heilig-Geist-Fest stattfand, eines der wichtigsten Feste der Azoreaner. Der Heilige Geist, Espirito Santo, spielt eine bedeutende Rolle für die Inselbewohner und ihm zu Ehren werden zwischen Pfingsten und Ostern lebhafte Feste gefeiert, wobei jedes Dorf einen eigenen Termin hat und auch unterschiedlich feiert. Ein wichtiger Teil der Heilig-Geist-Feste ist die Heilig-Geist-Suppe, die „Sopa do Espirito Santo“, welche an alle verteilt wird. Und so durften wir gemeinsam mit Louiza an diesem besonderen Mittagessen mit der gesamten Gemeinde teilhaben. Es gab ganz traditionell Rindersuppe mit Brot und Fleisch, als Nachtisch Milchreis und Gebäck. Und dazu natürlich selbstgemachten Wein der Azoren.
Charakteristisch für São Jorge sind vor allem die vielen Fajas. Das sind kleine Ebenen, die durch Felsabbrüche oder Lava entstanden und aufgrund ihres eigenen Mikroklimas besonders fruchtbar sind. Auf São Jorge gibt es über 40 davon und ein großer Teil ist nur zu Fuß erreichbar. Zu Fuß geht es auch für uns auf steilen Pfaden hinab zur Fajã de Além. Immer wieder holen wir die Kamera hervor, denn was alle Fajas gemeinsam haben: nach jeder Kurve bietet sich erneut ein wundervoller Ausblick!
Die drei Inseln São Jorge, Pico und Faial liegen so nah beieinander, dass man die Nachbarinseln immer im Blick hat und eigentlich auch den höchsten Berg Portugals, den Pico, welcher sich auf der gleichnamigen Insel befindet. So zumindest in der Theorie. Nach reichlich einer Woche hatte sich der majestätische Gipfel leider immer noch nicht gezeigt, so dass in unserer Wandergruppe bereits erste Zweifel laut wurden, ob es ihn überhaupt gebe und bei den Bildern auf der Website nicht nachgeholfen wurde … 😉 Doch Geduld wird bekanntlich belohnt, und so riss auch bei uns die Wolkendecke irgendwann auf und gab endlich den Blick frei auf den Pico mit seinem beeindruckenden 2351 m hohen Gipfel. Die schlechte Sicht der ersten Woche wurde übrigens durch tägliche Picosicht in der zweiten Woche ordentlich ausgeglichen. Klar, dass der Pico dann zum beliebtesten Fotomotiv avancierte.
Die Insel Pico stand dann auch als vierte und letzte Insel für die Reisegruppe auf dem Programm. So verabschiedeten wir uns von São Jorge und setzten voller Erwartungen mit der Fähre nach Pico über. Das Örtchen Lajes do Pico an der Südküste sollte für die nächsten drei Tage unser Zuhause werden. Lajes war bis Anfang der 70er Jahre noch ein wichtiges Zentrum für den Walfang, der auf den Inseln damals eine bedeutsame Rolle spielte. Heute zeugt von dieser für die Azoreaner sehr wichtigen Zeit das kleine, aber charmant gestaltete Walfangmuseum in Lajes. Der Walfang wurde 1974 verboten und heute zieht Pico vor allem Gäste für Wal- und Delfinbeobachtungstouren an. Auch ein großer Teil unserer Reisegruppe ließ sich eine solche Tour nicht entgehen, und mit der Sichtung von Pottwalen und verschiedenen Delfinarten wurde die Tour ein echtes Highlight!
Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes war dann aber die Pico-Besteigung. Über 1100 Höhenmeter gilt es sowohl im Auf- als auch im Abstieg zu überwinden, um auf dem höchsten Berg Portugals zu stehen. Eine durchaus anspruchsvolle Wanderung also, und so teilten wir uns an diesem Tag in zwei Gruppen auf. Zu viert machten wir uns auf den Weg, bei traumhaftem Wetter mit strahlend blauem Himmel den Gipfel zu erklimmen, während der andere Teil der Gruppe eine schöne Wanderung mit Louiza rund um Lajes unternahm und uns vor allem mental und in Gedanken unterstützte …
Auf Pico hat auch der Weinanbau eine lange Tradition und wurde 2004 sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die auf Lavaböden angelegten Weingärten sind von Steinmauern umgeben, die die Pflanzen vor dem rauen Seewind schützen. Durch Weinfelder und entlang der Küste bot diese letzte Wanderung nochmals tolle Eindrücke, bevor es dann am nächsten Tag für die Gruppe hieß, voneinander und den Azoren Abschied zu nehmen.
Mich führte die Reise für meine letzten beiden Tage noch auf die Insel Faial, welche für unsere Reisegruppen der Startpunkt ihrer Reisen ist. Faial spielte schon für Kolumbus eine wichtige Rolle, der hier auf der Rückfahrt nach seiner ersten Entdeckungsfahrt nach Amerika Station machte. Und auch heute noch ist die Insel aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage mitten auf dem Atlantik zwischen Europa und Amerika ein internationaler Treffpunkt für Segler, für die der Hafen der Inselhauptstadt Horta ein wichtiger Stopp auf ihren Atlantiküberquerungen ist. Sehenswert auf Faial ist aber auch der Capelinhos, das sogenannte Neuland, was in den 50er Jahren bei einem Vulkanausbruch entstand. Der Vulkanausbruch hatte damals verheerende Folgen, über 300 Häuser wurden zerstört und viele Menschen verloren damit ihr Zuhause. Besichtigen kann man heute noch den Leuchtturm, der teilweise erhalten wurde. Das „Neuland“ kann man heute nicht mehr betreten aber auch vom Rand bieten sich beeindruckende Blicke auf die karge Landschaft.
Nach einer reichlichen Woche hieß es dann leider auch für mich Abschied zu nehmen, aber eines steht auf jeden Fall fest: Die Inseln sind so vielfältig und die Natur so wunderschön, dass ich auf jeden Fall wiederkomme.
Für alle, die sich ebenfalls von der Schönheit der Azoren überzeugen möchten: Es gibt noch einige freie Restplätze auf unseren Terminen im August und Anfang September. Es lohnt sich!
Wandern auf drei Atlantikinseln: www.schulz-aktiv-reisen.de/AZR06
Wandern auf vier Atlantikinseln: www.schulz-aktiv-reisen.de/AZR07
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