Suriname und Guyana: Entdeckertour in eine vergessene Welt (Teil 2)

In Guyana überraschte bereits die Auswahl der ersten Frühstückslocation – stilecht ging es in der ehemaligen britischen Kolonie zum Pub, wo Guinness-Leuchtplakate die dunkle Kaschemme zierten. Hinter dem Tresen schwenkte ein Kreole à la Bob Marley den Kochlöffel und vor ihm brodelte ein wohlriechendes indisches Curry: ein für uns befremdliches Bild, in Georgetown hingegen Alltag. So ertappte ich mich immer wieder bei dem Versuch, die Vielfalt an Reiseeindrücken in Schubladen zu stecken und Vergleiche zu ziehen, um nur wenig später doch alles wieder über den Haufen zu werfen. Bis ich schließlich akzeptierte – genau das macht den Reiz dieser vergessenen Welt aus!

Höhepunkt der Wunderwelt war für mich der Besuch des Kaiteuer Wasserfalls, bei dem gigantische Massen 226 m in die Tiefe eines natürlichen Schlunds stürzen. Wandernd erkundeten wir das unglaubliche Naturspektakel, und das ganz ohne Geländer, Touristentrubel oder Shops. Unglaublich, diese Unberührtheit! Dazu kam die unvergessliche Anreise – mit der Propellermaschine ging es von der Karibikküste über das endlose Grün des Dschungels, entlang der gigantischen, in der Sonne glitzernden Wasserströme, und über Tafelberge, an denen mystisch die Nebelschwaden emporzogen. Am Wasserfall zogen die Piloten stolz ihre Kreise über das Wahrzeichen des Landes. Anschließend brachten sie uns noch tiefer in den Dschungel bis zu einer Graspiste am Rupununi-Fluss. Hier stand zu unserer Überraschung mitten im Nichts unser Bootsteam bereit, und gemeinsam brausten wir über den Fluss in den Sonnenuntergang hinein. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diesen Tag zurückdenke!

Auf Tuchfühlung mit den ursprünglichen Seiten der Natur verbrachten wir die nächsten Tage inmitten der Wildnis. Einige kleine Siedlungen haben sich hier auf den Öko-Tourismus spezialisiert und bieten neben Übernachtungsservice und schmackhafter Küche auch Exkursionen in die Umgebung an. Bewirtschaftet werden die rustikalen Lodges, die selten mehr als zehn Zimmer haben, genau nach den Vorstellungen und Möglichkeiten der Einheimischen. Dabei kommen ihnen auch ohne Umwege die Einnahmen zugute, die darüber hinaus Schul-, Forschungs- und Naturschutzprojekte mitfinanzieren: sanfter Tourismus wie aus dem Bilderbuch, der in dieser abgelegen Welt eine ernstzunehmende Verdienstalternative bietet zu Abholzung, Minenarbeit oder Wegzug in die Städte. In besonderer Erinnerung ist mir der Besuch einer kleinen Radiostation geblieben, die, je nach Windrichtung, die Gemeinden mit Musik und Nachrichten versorgt. Ihr Credo – es werden ausschließlich positive Lokalnachrichten verbreitet, denn was bringen in einer solch friedvollen und isolierten Lage die Negativschlagzeilen der großen weiten Welt?! Daher möchte man bewusst den Fokus auf das Positive richten, damit die Jugend frühzeitig lernt, mit anzupacken, um die faszinierende Schönheit ihrer Wildnis zu schützen.

Natürlich gab es auch unzählige Tierbeobachtungen, wobei hier stets viel Geduld gefragt ist und man nicht erwarten darf, nah an die Wildtiere heranzukommen. Denn in Guyana werden die Tiere weder angefüttert, noch gibt es begrenzte Schutzräume, sondern nur dichten, wilden, unbewohnten Dschungel in gigantischem Ausmaß. Umso aufregender fühlt es sich an, wenn man dann doch mit etwas Glück Tapire, Gürteltiere, Agutis, Pekaris, Faultiere, Nasenbären und Wickelbären in ihrem natürlichen Lebensraum erspähen kann. Zudem tummeln sich im Wasser die gigantischen Süßwasserfische Arapaimas, zudem Kaimane und Schildkröten. Besonders eindrücklich war die Begegnung mit einem Riesenotter, dem wir bei seinem Summen, Zischen und Schnarren lauschen durften. Den idealen Lebensraum für exotische Vögel wiederum bieten die Baumriesen des Urwalds. Ein wahrer Genuss für Ohren und Augen: der Mix aus farbenfrohen Aras, scharlachroten Ibissen, bunten Kolibris, Felsenhähnen und Tukanen, in deren Singkonzert gerne Brüllaffen, Zikaden und Kröten lauthals einstimmen … von wegen Stille der Natur genießen!

Unsere neue 16-Tage-Reise „Aufbruch in eine vergessene Welt“ nimmt erst langsam Gestalt an, da die touristische Infrastruktur beider Länder noch in den Kinderschuhen steckt und die Reiselogistik vor Ort rar und kostenintensiv ist. Wer sich trotzdem schon vormerken lassen will für einen unserer Pilotreise-Termine 2023, der ist herzlich eingeladen dazu! Ich halte Sie dann gerne auf dem Laufenden …

P.S. Wie es mir in Suriname erging? Das erfahren Sie im letzten Newsletter.