Erlebnisbericht: Vätternrundan 2013!

300 (in Worten: DREIHUNDERT) km ist die „Vätternrundan“ lang. Sie führt einmal rund um den zweitgrößten See Schwedens und ist damit das längste Jedermannradrennen der Welt.
Auch bei der 48. Auflage dieses Klassikers waren wir mit einer 36-köpfigen Gruppe von Radsportfreunden live dabei.

Unterwegs zwischen Gleichgesinnten

Unterwegs zwischen Gleichgesinnten

Für mich persönlich sollte es das erste Mal werden, dass ich eine solch gewaltige Distanz am Stück zurücklegen werde. Deshalb sitze ich zunächst mit einer gehörigen Portion Respekt im Bus in Richtung Motala, dem Start- und Zielort der Tour in Mittelschweden. Durch zahlreiche Gespräche mit einigen „alten Hasen“ unserer äußerst homogenen und bestens aufgelegten Gruppe verlieren sich die Befürchtungen allerdings recht schnell.

Auch wenn uns Schweden zunächst mit strömenden Regen begrüßt, sind die Wetterprognosen für den Renntag vielversprechend, es soll zumindest trocken bleiben. Nach einigen Zwischenstopps unter anderem im idyllischen Wallfahrtsort Vadstena beziehen wir unser „Trainingscamp“ im Vandrahem in Ljungsbro, welches unweit des Götlandkanals (verbindet Göteborg und Stockholm) sehr idyllisch am Waldrand gelegen ist. Die ersten machen sich gleich nach unserer Ankunft auf eine kleine Trainingsfahrt in der näheren Umgebung, die dazu einlädt. Ich ziehe eine Runde Joggen vor um die Beine etwas zu lockern.

Am Abend vor dem großen Event haben wir eine gemeinsame Pastaparty für alle organisiert. Hierbei füllen fast 20 kg Nudeln die Energiespeicher unserer Radsportfreunde. Nach einem intensiven Erfahrungsaustausch und einiger Fachsimpelei bereitet sich jeder individuell auf das anstehende Highlight vor. Die Nächte sind in dieser Zeit in Schweden ohnehin recht kurz – es ist Mittsommer und die Sonne geht erst ca. 23:30 Uhr unter und gegen 03:00 Uhr bereits wieder auf. Da unsere Startzeit auf 02:20 Uhr angesetzt ist brechen wir bereits gegen Mitternacht in Richtung Motala auf, viel Schlaf war also nicht drin, was wohl auch ein wenig der Aufregung geschuldet ist.

Am Start werden alle 2 Minuten 70 Starter auf die 300 km lange Reise geschickt. Die Konzentration und Anspannung ist den meisten Teilnehmern ins Gesicht geschrieben, insbesondere den Vätternsee-„Erstumrundern“.

Auch ohne Windmühle hatten wir auf den ersten 100 km mit einem tückischen Gegenwind zu kämpfen.

Auch ohne Windmühle hatten wir auf den ersten 100 km mit einem tückischen Gegenwind zu kämpfen.

Da auch ich nicht genau einschätzen kann was mich erwartet, ist meine Taktik klar: DER WEG IST DAS ZIEL – langsam angehen lassen, Atmosphäre aufsaugen und das ganze (so gut es geht) genießen. Als der Startschuss für unsere schulz-aktiv-Gruppe ertönt, wünschen wir gegenseitig gutes Gelingen und los geht’s! Die ersten Meter durch die beleuchtete City von Motala rollt es sich bestens an – allerdings machen wir bereits am Ortsausgang Bekanntschaft mit einem für Radsportfreunde äußerst unangenehmen Zeitgenossen – einem kalten und tückischen Gegenwind, welcher uns auf den gesamten ersten 100 km begleiten sollte. Nach ca. 30 km denke ich mir „na das kann ja heiter werden, wenn dieser Wind so weiterbläst, dann rückt die Finisher-Medaille in sehr weite Ferne …“

Aber zumindest regnet es nicht – wie im Jahr zuvor, als es 3 Stunden am Stück wie aus Eimern geschüttet hat. Gegen 03:30 färben die ersten Sonnenstrahlen den Himmel wunderschön rötlich ein und nach der ersten von neun Verpflegungsstationen sieht die Welt dank heißem Kaffee, Milchbrötchen und Blaubeersuppe schon wieder deutlich freundlicher aus. Das Schöne an diesen Verpflegungsstationen ist neben den Köstlichkeiten vor allem das Wiedersehen mit unseren schulz’schen Teilnehmern, so dass immer auch Zeit für ein kurzes, aufbauendes Gespräch ist.

Da ich mit meinen Kräften haushalten will, nehme ich auch jede der Verpflegungsstationen ausgiebig mit und nach einem vom Gegenwind geprägten ersten Drittel erreiche ich Jönköping, die größte Stadt am Vätternsee, am südlichsten Seezipfel. Hier verdrücke ich zwei Portionen Kartoffelbrei mit Köttbullar, wohlgemerkt um 07:00 morgens …

Von nun an geht es „seeaufwärts“ und das zunächst im wahrsten Sinne des Wortes: mit lang gezogenen Anstiegen immer wieder bergauf. Dafür entschädigt das mittlerweile perfekte Radlerwetter und die schöne Natur – mehrfach habe ich das Gefühl, ich fahre gerade durch eine Filmbuchkulisse der berühmten Astrid-Lindgren-Streifen „Michel aus Lönneberga“ oder „Wir Kinder aus Bullerbü“ – wahrlich Bilderbuchatmosphäre!

An den Verpflegungsstationen herrschte stets buntes Treiben.

An den Verpflegungsstationen herrschte stets buntes Treiben.

Beim Hinweisschild „noch 150 km“ weiß ich nicht so recht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich denke aber positiv, denn von nun an geht’s bergab – allerdings nur was die Kilometer angeht, denn nach wie vor sind einige leichte Anstiege zu bewältigen. Die mit Abstand schönsten Verpflegungsstationen sind in den netten Örtchen Hjo und in Karlsborg, direkt am Ufer gelegen. Nicht wenige nutzen die Pause für ein kleines Nickerchen auf den sonnigen Wiesen. Gestärkt von Lasagne und einigen Bananen (insgesamt habe ich es auf 15 Bananen auf der Tour gebracht … bei einem Gesamtkalorienverbrauch von ca. 15.000 aber auch kein Wunder) geht es in das letzte Tourdrittel.

Auf den letzten 100km werden wir mehr und mehr von den Anwohnern und Zuschauern am Straßenrand angefeuert. Manche reichen uns auch Kuchen und Kekse. Es herrscht eine wirklich herzliche Atmosphäre entlang der Strecke. Immer wieder versuche ich, mich gleichstarken Rennradgruppen anzuschließen, denn allein zu fahren ist fast doppelt schwierig.

Zu meinem eigenen Erstaunen habe ich „hinten raus“ noch einiges an Kraftreserven und gebe die letzten 30 km nochmals richtig Gas, auch wenn das letzte Hinweisschild – „noch 10 km“ – einfach nicht kommen will.

Nach 15 h:43 min (Bruttozeit) fahre ich unter frenetischem Jubel ins Ziel in Motala ein! 300 km am Stück sind gemeistert, die Finisher-Medaille und das Siegerbier ist wohlverdient … Eine wirklich sehr eindrucksvolle Erfahrung für mich. Die schnellsten unserer schulz aktiv-Gruppe haben den Vätternsee in unter 11 Stunden umrundet – Respekt dafür! Aber auch Respekt an alle anderen Finisher, denn hier lautet das Motto eindeutig: DER WEG IST DAS ZIEL.

Natürlich haben wir auch gleich die Gunst der Stunde genutzt und ein Startnummernkontingent für die Vätternrundan 2014 (die Tour mit schulz aktiv reisen geht vom 11.06. bis 16.06.14) organisiert. Wenn Ihr also auch mal an dieser abenteuerlichen Herausforderung zur Mittsommerzeit in Schweden teilnehmen möchtet, meldet Euch am besten gleich an!

Alle Infos: www.schulz-aktiv-reisen.de/SCH40