„schulz“ sind wir … Rico Bittner

Bei unserer Serie „schulz“ sind wir … stellen wir heute Rico Bittner in den Fokus. „Island Rico“, wie er liebevoll von seinen Kolleg:innen genannt wird, ist seit September 2007 bei schulz aktiv reisen. Anfangs war er für mehrere Destinationen zuständig, Island kam erst später hinzu, war aber schon damals nach dem ersten Besuch 2005 sein heimlicher Favorit. Rico tauschte die Arbeit im Dresdner Büro lange Zeit mit Fernoffice in seiner zweiten Wahlheimat im hohen Norden. Derzeit lässt er es sich nicht nehmen, unsere Island-Reisen selbst zu leiten.

Stell dich doch mal ganz kurz vor. Reisen macht ja den meisten Menschen Spaß. Aber was bedeutet es für dich?

Tatsächlich verbinde ich Reisen gegenwärtig eher nur mit Arbeit. Privat bin ich nämlich seit etlichen Jahren nicht mehr im großen Stil unterwegs gewesen. Mir ist ein wenig abhandengekommen, was meine Reiselust einst befeuerte und das große Fernweh auslöste. „Schuld“ daran ist gewiss meine heutige berufliche Tätigkeit als Reiseleiter bzw. rückblickend wohl bereits meine „Alltagszeit“ auf der Insel, vor allem die Phase von 2016 bis 2019. In jenen drei Jahren lebte und arbeitete ich in den Westfjorden und hatte quasi in fast jeden freien Moment das Gefühl irgendwie im Urlaub zu leben. Unweit meiner Wohnungstür umgaben mich bereits Berge, Sandstrand, Fjord und Meer. Damals ertappte ich mich erstmals bei den Gedanken: „Warum sollte ich noch woanders hinreisen?“ Ich fand hier eigentlich alles vor, was ich sonst auf Reisen suchte: Ruhe, Weite, gewaltige Natur und vor allem Ellenbogenfreiheit.

Selbst wenn ich nun privatbedingt wieder in Dresden lebe und daher mittlerweile „nur noch“ mit unseren Reisegruppen in Island bin, hat sich diese Empfindung nicht gravierend verändert. Denn es lässt sich nicht leugnen, dass das Land und seine Vorzüge trotz aller Arbeit und Verantwortung, die ich bei meinen Touren naturgemäß zu stemmen habe, weiterhin seelisch positiv und mental ausgleichend auf mich wirken.

Welches ist dein Lieblingsland und warum – auch wenn es schwer ist, ein Land zu nennen? Was macht dieses Land so besonders oder was verbindest du mit ihm?

Wenn ich jetzt ein anderes Land als Island nenne, würde ich mich doch sehr unglaubwürdig machen. 😉 Was ich damit verbinde, ist schwierig in wenige Worte zu fassen. In allererster Linie ist es mittlerweile ein Zuhause für mich. Es gibt den Begriff „Herzensheimat“. So schwülstig das vielleicht klingen mag, er trifft für mich vollends auf Island zu. Faszinierend dabei ist, dass ich es im Gegensatz zu diesem „Zuhause“-Gefühl immer noch schaffe, die Andersartigkeit des Landes zu spüren. Wenn ich dort etwas Neues entdecke – das kommt nach all den vielen Jahren tatsächlich immer noch vor! – ergreift mich nach wie vor das schöne Gefühl der Begeisterung eines Erstbesuchers.

Erzähl doch mal von deinem verrücktesten oder skurrilsten Reiseerlebnis – war es vielleicht schon einmal richtig brenzlig oder riskant für dich?

Am ehesten trifft es vielleicht eine Anekdote, welche sich in Marokko während eines Bergtrekkings im Hohen Atlas zutrug. Da wollte es nämlich eine Verkettung von unglücklichen Umständen (u.a. schlechte Sichtbedingungen), dass unser lokaler Guide das nächtliche Zeltlager, in welchem unsere Begleitmannschaft mitsamt unserem Gepäck auf uns wartete, bis zur vollendeten Dämmerung nicht fand. Irgendwann ließ er uns stehen, um das Lager auf eigene Faust schneller zu finden. Mutterseelenallein standen wir also irgendwo im Nirgendwo. In völliger Dunkelheit, durchnässt vom Regen und fröstelnd. Optimistisch hielten uns lediglich Galgenhumor sowie Datteln, Feigen und Mandeln, welche wir glücklicherweise zwei Tage zuvor noch tütenweise in Marrakesch gekauft hatten. Mindestens eine Stunde harrten wir auf diese Weise aus, bis unser Guide­­­­­ mit wenig optimistischem Gesichtsausdruck zurückkam. Wir irrten anschließend noch bis 2 Uhr nachts erfolglos umher und endeten letztlich in einer leerstehenden rustikalen Schafshirtenunterkunft. Es wurde eine kurze und bemerkenswert unbequeme Nacht. Auf staubigem hartem Boden, zugedeckt mit flohverseuchten Stoffdecken und umhüllt vom zarten Wohlgeruch des trockenen Schafsdungs. Erst am nächsten Nachmittag stießen wir wieder auf unsere Begleitmannschaft. Die aufgebauten Zelte mit den fast paradiesisch weichen Matratzen und das üppige Empfangsmahl waren eine Wohltat sondergleichen.

Warum hast du eigentlich deine Passion zum Beruf bzw. als Ausbildung gemacht?

Es hat mir schon immer viel Spaß bereitet, eigene Touren zu planen, dafür zu recherchieren, Orte zu berücksichtigen, die eine gewisse Besonderheit bieten und dabei möglichst optimale Reiserouten zu entwerfen. So passte es damals gut als ich während der Reisetage 2007, bei denen ich zunächst als Helfer tätig war, den Fuß in die Tür der Reisewelt bekam. Zwar war ich anfangs in Sachen Kreativität noch limitiert und viele Destinationen, die ich unter meinen Fittichen hatte, waren noch Neuland für mich, aber schrittweise kam über die vielen Jahre das eine zum anderen. Aus heutiger Sicht kann ich voller Überzeugung behaupten, dass aus meiner Passion ein Traumberuf geworden ist. Ein Privileg, das ich definitiv zu schätzen weiß und für das ich sehr dankbar bin.

Was an deinem eigenen „Herzblut“ und Wissen hast du in deine schulz-Reisen gesteckt? Wo sind unsere Gäste hier dem ‚Besonderen auf der Spur‘?

Alle vier Islandreisen, die ich für schulz aktiv reisen ins Leben gerufen habe, sind da gleichermaßen zu nennen. Sei es die Winterreise, die darauf fußt, dass ich in meinem ersten Jahr viel Freizeit im Winter hatte und entsprechend oft mit eigenen Schneeschuhen unterwegs war, oder sei es die Reise in die wildromantischen Westfjorde, welche eben für drei Jahre meine Heimat waren. Den Heimvorteil merkt man bei den Wanderungen, die man so bei keinem anderen Reiseveranstalter findet. Ähnliches trifft auch auf die neuere Rundreise zu. Diese war im zweiten Jahr erneut wieder komplett ausgebucht und beinhaltet einige geheimere Ecken und Wanderungen, die der Grund dafür sind, dass sich die Tour vom sonstigen Islandrundreisen-Angebot abhebt. Und zu guter Letzt natürlich die Reise „Die Weite des Nordens“ mit meinem Freund Martin und seinem einmalig schön gelegenen Gästehaus am Meer, welches für mehrere Nächte unsere Basis für Entdeckungen abseits des großen Touristenrummels ist. Mit einer gewissen Portion Stolz möchte ich also behaupten, dass all jene Reisen Elemente enthalten, die das Besondere bieten und eben jede Menge Herzblut beinhalten.­

Vielen Dank, Rico!