Reisebericht Peru: viel mehr als nur Machu Picchu

Nach einem Nachtflug ist es schon immer ein aufregendes Gefühl, wenn die Sonne langsam aufgeht und sich im Landeanflug auf Lima auf der einen Seite die Andengipfel über das Flugzeug emporheben und auf der anderen das weite Blau des Ozeans liegt. Man erahnt also schon, dass Peru mit vielen Kontrasten und Abenteuern aufwartet. Von Panama bis Chile hatte ich bereits alle südamerikanischen Pazifikanrainer bereist und war nun sehr gespannt, wie Peru diese Lücke schließen würde.

Lima ist eine pulsierende Metropole, die mit wunderschönen Künstlervierteln, kleinen, aber sehr feinen Museen und – ja es ist wirklich so – einer 1500 Jahre alten Pyramide aufwartet. Gleichzeitig kann man entlang der Küste wunderbar joggen, Rad fahren und sogar an den ca. 100 Meter hohen Klippen, die zwischen Strand und Stadt emporragen, Gleitschirm fliegen.

Nach diesen beeindruckenden ersten beiden Tagen ging es in aller Früh in die Anden nach Cusco mit seinem gut erhaltenen, historischen Stadtkern. Den Höhenunterschied von ca. 3400 m zu Lima merkte ich direkt, als ich etwas zu flott unterwegs und schnell außer Atem war. Aber auch ohne dies bleibt einem die Luft weg, wenn man den beeindruckenden Inka-Tempel von Sacsayhuamán bestaunt. Im Laufe der Reise habe ich noch einige andere Anlagen wie Ollantaytambo oder Macchu Picchu gesehen und mich hat immer wieder aufs Neue fasziniert, wie die Inkas solch prächtige Komplexe vor hunderten Jahren in diesen Höhen anlegen konnten. Erst recht, wenn man bedenkt, dass das Rad für sie vollkommen unbekannt war und erst durch die spanischen Eroberer eingeführt wurde – ein schier unfassbare Leistung.

Wunderbar war auch zu sehen, wie trotz Kolonialisierung und Verbreitung des katholischen Glaubens immer noch viele Elemente der alten Weltanschauungen und Inkakultur im heutigen Leben eine wesentliche Rolle spielen. Die Pacha Mama – die Mutter Erde – wird immer noch stark verehrt, und ein Opferritual, an dem ich teilnehmen durfte, war sehr faszinierend. Die Bewohner einer kleinen Gemeinde nahmen mich zu einem Opferplatz mit, breiteten ein Tuch mit vielen Maiskolben, Muscheln und anderen Utensilien aus, sprachen mit drei Kokablättern eine Art Gebet und tranken und opferten reichlich Chicha (Maisbier) an die Pacha Mama und andere Götter. Diese Naturverbundenheit und Spiritualität ist wirklich ein Erlebnis.

Wie es auf Reisen manchmal so ist, übersieht man bei so vielen Eindrücken und Neuem auch mal das Offensichtliche. Denn der Reiseleiter fragte mich, ob mir schon aufgefallen sei, dass die Peruaner höheren Semesters volles und vor allem kein graues, sondern weiterhin schwarzes Haar haben sowie Männer, egal welchen Alters, kaum Bartwuchs. Nein, das war mir nicht aufgefallen, aber nachdem ich es nun wusste, war es glasklar überall zu sehen: die Frauen immer mit langen, geflochtenen, schwarzen Zöpfen und selbst Männer, die tiefe Falten und kaum noch Zähne hatten, trugen volles, schwarzes Haar. Ein Reiseleiter erzählt also nicht nur besondere Geschichten und Wissenswertes zu verborgenen Dingen, sondern hilft auch, das Sichtbare bewusster wahrzunehmen.

Jose, so sein Name, hat unsere von verschiedenen Veranstaltern zusammengesetzte Gruppe perfekt durch Machu Picchu geführt und viele Details zur wohl berühmtesten Inka-Anlage und ihrer Geschichte erklärt. Diese kleine Stadt, oben auf einem Bergrücken gelegen, ist wunderbar von steilen, regenwaldüberwachsenen Gipfeln eingerahmt, so dass man sich nicht wundert, dass sie erst Anfang des letzten Jahrhunderts entdeckt wurde. Der Tag war eine gute Verschnaufpause für die Lunge, da die Anlage nicht, wie viele denken, weit oben in den Anden liegt, sondern „nur“ auf ca. 2400 m.

Gleich am nächsten Tag verschlug es mich und die anderen zum höchsten Punkt der Reise auf knapp 5000 m, zum Regenbogenberg Palccoyo. Für mich zweifelsfrei der Höhepunkt der Reise, noch vor der legendären Inkastadt tags zuvor. Diese intensiven Farben von Schwefelgelb, Karminrot über Mintgrün bis hin zu Teerschwarz standen in wundervollem Kontrast zum Tiefblau des Himmels und dem Gletscherweiß der 6000er Gipfel am Horizont. Eine spärlich besiedelte Landschaft hier oben, die mich die ganze Kraft und Magie der Natur spüren ließ wie sonst kaum woanders. Interessanterweise war dies der einzige Tag, an dem ich die Höhe nicht spürte. Ob es an den vielen Inkakolas die Tage zuvor lag?

So hat mich Peru in seinen Bann gezogen und ich werde auf jeden Fall wiederkommen, denn es gibt noch so viel mehr zu sehen, das dieses riesige Land zu bieten hat. Sei es der Titicaca-See, Arequipa mit dem nahe gelegenen Colca Canyon, der Cordillera Blanca, dem Norden mit seinen vielen präkolumbianischen Ausgrabungsstätten oder der endlose Regenwald des Amazonasbeckens, der 60 % der Landesfläche ausmacht.

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