Abenteuer zwischen Himalaya und Karakorum – Reisebericht Pakistan 2021

Die Boarding Tickets sind am Schalter von Turkish Airlines ausgedruckt und das Gepäck ist abgegeben. Etwas aufgeregt bin ich schon, als der Flieger von Leipzig gen Istanbul abhebt. Wie wird es wohl sein, in der Pandemie in Pakistan unterwegs zu sein? Geschäftiges Treiben in Istanbul, das Flugzeug nach Islamabad ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alles wirkt zunächst so wie immer …

Endlich wieder angekommen im Land der Träume, und jetzt kann es losgehen – so denke ich zumindest. Doch sofort nach der Einreise werden alle Passagiere plötzlich in einen engen Gang gepresst: Antigen-Schnelltest. 4:30 Uhr in der Früh kommt das Stäbchen in die Nase und ich warte keine Minute und werde rausgewunken. Jetzt aber! Schnell das (Online)-Visum abstempeln lassen und ab zum Domestic Terminal, wo mein Flieger nach Gilgit auf mich wartet. Am gleichen Abend werden Kabul fallen und die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kommen. Am Flughafen warten Paschtunen aus Peschawar auf ihre Angehörigen aus Kabul und spendieren mir als Westler umgehend das erste pakistanische Essen und eine Handykarte. Gelebte pakistanische Gastfreundschaft von der ersten Minute an …

Nach 7 Verspätungen wird der Inlandsflug nach Gilgit schließlich gecancelt und ich muss die bittere Pille schlucken und darf nachts über den kompletten Karakorum Highway (KKH) fahren, da auch der Babusar Pass wegen eines Erdrutsches gesperrt ist – Pakistan pur! Im Auto sitzen drei Pakistani aus dem Norden und laute schiitische Musik dröhnt aus dem Radio. Als Gilgit nach rund 12 Stunden passiert ist, kann wohl nichts mehr passieren. Meine Vermutung wird quasi beim Ortsausgangsschild widerlegt. Es ist Muharram, ein bedeutender muslimischer Feiertag, und der obere Teil des KKH ist von gläubigen Schiiten blockiert! Wie gut, dass es Schleichwege gibt …

Nach rund 50 Stunden Reisezeit bin ich endlich in Aliabad/Hunza angekommen und genieße fabelhafte Blicke auf Aprikosenhaine sowie die umliegenden 7000er meiner zweiten Heimat. Corona scheint ganz weit weg und auch die Nachrichten aus Afghanistan, das nur einen Steinwurf entfernt liegt, wirken surreal. Pure Ruhe, ein sanfter Wind streicht durch die Pappeln und lässt mein Urlaubsfeeling auf eine neue Stufe des Glücks springen!

Die nächsten beiden Wochen sind geprägt von wunderbaren Trekkings (Hon Pass und Rush Lake), die Inspiration für kommende Touren bieten sollen. Mir begegnen nur eine Handvoll ausländische Touristen, die meist in Hunza über Monate „hängen“ geblieben sind. Die Situation im ländlichen Raum im Norden Pakistans ist stabil, das Sommerwetter Ende August fantastisch. Mit vergleichsweise wenigen westlichen Touristen ist Pakistan immer noch das ungeschliffene Juwel in der Hindukush-Karakorum-Himalaya-Kette. Auch wenn die Schönheit des Nordens insbesondere bei lokalen Touristen und Investoren aus dem Punjab zunehmend entdeckt wird, lohnt sich eine Reise in die wilden Ausläufer dieser Region. Mit meinen Freunden aus Hunza bin ich 2 Wochen lang unterwegs. Jedes Tal bietet neue grandiose Panoramen, kein Berg ist zu steil, kein Gletscher, der nicht überquert werden kann. Vertraute Orte, die auch Teil unserer Reise in den Thronsaal der Berggötter sind, werden von uns aufgesucht, darunter die Kathedrale von Passu, aber auch Karimabad, der aufgrund seiner spektakulären Lage wohl bekannteste Ort im Norden Pakistans.

Der Rückweg ist dann zeitlich deutlich kürzer als die Anreise, aber nicht weniger abenteuerlich. Am Nanga Parbat sprudelt heißes Wasser direkt neben dem Karakorum Highway aus dem Boden, die Kraft der Kontinentalplatten ist förmlich zu spüren. Trotz zahlreicher Verbesserungen der örtlichen Infrastruktur durch neue Highways ist die Fahrt quer durch den Himalaya immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art!

Islamabad, Capital City: Bestens organisiert begleitet mich Tikka Khan, ein Mitarbeiter von unserer Partneragentur, zu einem Krankenhaus im Sektor F7, wo ich innerhalb von wenigen Minuten einen PCR-Test mache. Das Ergebnis kommt nach wenigen Stunden, natürlich digital. Noch einmal kurz zittern und schließlich durchatmen. Negativ im positiven Sinne. Und irgendwie ungewohnt einfach in einem Land, wo so vieles durch Spontanität und wenig Planungssicherheit lebt.

Begeistert und voller Eindrücke verlasse ich nach viel zu kurzen 19 Tagen schließlich mein Lieblingsreiseland. Auch wenn eine Prognose für 2022 nicht einfach ist, bleibt die Hoffnung, dass die Pandemie für unsere Gäste kein Hindernis mehr darstellt, Pakistan 2022 wieder intensiv zu erleben.

Alle Infos: www.schulz-aktiv-reisen.de/Pakistan