Ein Stück Russland per E-Visum seit 1. Juli

Ganz ohne Brimborium kam am 1. Juli das elektronische Visum für Kaliningrad. Dezente Ankündigungen gab es bereits im Frühjahr, doch schweigsam zogen sich das weitere Geschehen und die tatsächliche Umsetzung hin.

Königsberg war kulturelles und wirtschaftliches Zentrum Ostpreußens bis 1945

Erinnern wir uns der Geschichte Kaliningrads: Eine vom Deutschen Orden erbaute Burg, Conigsberg, war Ausgangspunkt einer mehr als 700-jährigen deutschen Geschichte. Im 16. Jahrhundert wurde Königsberg Hauptstadt des Herzogtums Preußen. 1944, ein Jahr vor Kriegsende, ergaben sich die Deutschen der Russischen Armee. Fortan war Königsberg Kaliningrad, eine neue Ära brach an für die Region.
Viele in Deutschland Lebende haben Wurzeln in der Region Kaliningrad, aber auch sonst ist der Oblast ein großes Stück deutsche Geschichte, wenn auch die Pest und der Zweite Weltkrieg viele Menschenleben auslöschten und Kulturgut zerstörten.

Der Kaliningrader Dom heute

Für Russland ist das nun erhältliche kostenfreie elektronische Visum für das Kaliningrader Gebiet (Oblast) eine kleine Sensation. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt acht Tage, wobei An- und Abreisetag jeweils einen Tag ausmachen. Damit folgt Kaliningrad dem Beispiel Wladiwostok mit dem Unterschied, dass für Deutsche das E-Visum nach Kaliningrad möglich ist. Königsberg und die alten Ostseekurorte wurden teils schon im Rahmen der Fußball WM 2018 herausgeputzt. Schön ist zu sehen, dass der deutschen Geschichte in der Region wieder „Platz eingeräumt“ wird. Stück für Stück wird Architektur rekonstruiert, werden Straßen und Brücken saniert. Viele Orte verloren ihre Identität; gewiss geht es heute nicht um Renaissance, doch die Wiederbelebung alter und bekannter Bezeichnungen, wie der Ortsnamen Königsberg, Cranz und Rauschen ist auch ein Stück Besinnung auf eine lange und prägende Historie.

Noch findet man im Oblast viele Ruinen und sowjetisch umfunktionierte Gebäude, die ihre Glanzzeiten längst hinter sich gelassen haben. Doch es bewegt sich etwas und wir können nur hoffen und wünschen es Kaliningrad sehr, dass sich diese Region alter Zeiten besinnt und dennoch eigene Identität bewahrt oder gar neu gewinnt. Von ersten sichtbaren Ergebnisse konnte sich Frank Schulz in den letzten Juni-Tagen (Einreise noch mit Russland-Visum) selbst überzeugen (siehe Fotos). Die Möglichkeiten der vereinfachten Einreise ist für uns Anlass, 2020 dorthin zu reisen, wo deutsche und russische Geschichte kaum deutlicher zu spüren ist, als in Kaliningrad und auf der noch heute geteilten fantastischen Kurischen Nehrung.