Reisebericht Kanadas Yukon – paddelnd und wandernd durch die Wildnis

Der Yukon

Yukon – eine der letzten Wildnisse dieser Erde. Das Wort allein weckt Sehnsüchte und Träume von endloser, menschenleerer Weite, unberührten, dichten Wäldern, ursprünglichen Flussläufen und einer ursprünglichen Tierwelt, die hautnah beobachtet werden kann. Der Mensch: winzig inmitten allmächtiger Natur – so ist das Yukon-Territorium. Aber auch anders: denn in den wenigen Städtchen der Gegend kann man ausgiebig Goldgräberstimmung tanken und den 1896 ausgebrochenen Goldrausch wieder lebendig werden lassen! Im August vergangenen Jahres begab ich mich mit meinem Mann auf ein einmaliges Yukon-Abenteuer, wir paddelten auf dem Big Salmon, ein Stück des Yukon entlang und wanderten auf dem Chilkoot Trail …

Wasserwandern mit außergewöhnlich schönen Wildniscamps

Vom Ausgangspunkt Whitehorse führt eine mehrstündige Zufahrt per Schotterpiste zum entlegenen Quiet Lake, dem Startpunkt der Kanutour auf dem Big Salmon. Glücklicherweise existiert diese Schotterpiste, denn viele Flüsse im Yukon können nur per Wasserflugzeug-Anreise gepaddelt werden werden. Zwar ist der Big Salmon technisch nicht schwierig, jedoch trotzdem herausfordernd. Fast zwei Wochen werden wir nun auf dem Fluss unterwegs sein. Zu anfangs müssen wir drei, teils große Seen queren, um den Beginn des Flusslaufs zu erreichen. Diese Seen bewältigen wir nach anfänglicher Verzögerung durch ein kurzes Gewitter und hohen Wellengang problemlos. Auf den ersten Metern des Flusslaufs warten einige natürliche Hindernisse auf uns, die gemeistert werden wollen – Baumstammblockaden, Sträucher, Steine. Danach ist der Big Salmon ein landschaftlich wunderschöner, ruhig mäandernder Wildfluss. Eingebettet zwischen den Pelly Mountains und der Big Salmon Range schlängelt er sich auf 240 km Länge dem Yukon entgegen.

Glasklares, fischreiches Wasser und tolle Möglichkeiten zur Tierbeobachtung machen diesen Fluss besonders reizvoll. Wir sehen in unseren Tagen im Kanu z.B. Weißkopfseeadler, Elche, Baumstachler und sogar einen einsamen Wolf. Nach den ersten Paddelstunden am Vormittag freuen wir uns immer auf eine ausgiebige Mittagspause, es wird geangelt, entspannt, zu Mittag gegessen. Danach geht es wieder aufs Wasser.

Baumstachler

Schließlich heißt es am Nachmittag ein schönes Plätzchen fürs Nachtlager suchen. Wir zelten auf weitläufigen Kiesbänken und lichten Waldstücken unweit vom Fluss, fernab jeglicher Zivilisation, genießen abends ausgiebige Lagerfeuer-Romantik – gekocht wird meist über dem Feuer – mit dem funkelnden Sternenzelt über uns. Das einfache Leben draußen in der Natur gefällt uns, wir genießen die Ruhe.

Als wir schließlich nach 10 Tagen den historischen Yukon-Fluss erreichen, treffen wir auf die verlassene Siedlung Big Salmon Village: Überreste alter Blockhütten und ehemaliger Versorgungsstationen der Raddampfer empfangen uns mit Geisterstimmung und dem ersten Hauch des vergangenen Goldrauschs. Nachdem wir auf dem Big Salmon nur ein halbes Dutzend anderer Paddler getroffen haben, begegnen wir auf dem Yukon deutlich mehr Gleichgesinnten. Der Yukon ist breit, majestätisch und kraftvoll – er hat einen ganz anderen Zug als sein deutlich kleinerer Zufluss. Wir freuen uns, dass wir plötzlich ordentlich Strecke schaffen. Bei Little Salmon Village treffen wir zum ersten Mal wieder auf Zivilisation. Hier befindet sich ein indianisches Fischcamp, das zur Lachszeit von First Nations betrieben wird. Wenig später erreichen wir Carmacks, den Endpunkt unserer Paddeltour.

Gern wären wir den Yukon noch weiter gepaddelt, durch die berühmten Five Finger Rapids bis Dawson City: weitere 7 tolle Paddeltage, die wir diesmal aber leider nicht zur Verfügung haben. Wir entschließen uns stattdessen zu einem kurzen motorisierten Ausflug nach Dawson City, der Goldgräberhauptstadt voll hübscher Holzhäuschen. Hier drehte sich vor gut 100 Jahren alles ums Gold, und auch heute kann man im Fluss noch nach Goldnuggets schürfen, alte Goldminen und Goldfelder besichtigen oder sich im Casino im Black Jack, Poker oder Roulette versuchen.

Als krönender Abschluss unserer Reise erwartet uns der Chilkoot Trail. Wir nehmen den Zug nach Skagway. Unweit von hier laufen wir los. Auf den Spuren von über 100.000 Goldsuchern, die von Alaska aus zu den Goldfeldern des Klondike aufbrachen, überwinden wir auf einer 53-km-Wanderung den berüchtigten Chilkoot-Pass und die Staatsgrenze zwischen den USA und Kanada. Schroffe Berglandschaften prägen das Herzstück des Weges, Murmeltiere und Schneehühner leisten uns beim Wandern Gesellschaft, wir freuen uns über Schutzhütten an den Camps und Holzplattformen zum Zelten, beides fast schon ein bisschen Luxus nach unseren letzten zwei Paddelwochen. Am Lake Bennett erreichen wir das Ende des Chilkoot Trails, glücklich und erschöpft, vom Wetter bis zum Schluss verwöhnt.

Entdecken Sie mit uns das Yukon auf folgenden Touren:

Wir freuen uns von Ihnen zu hören!

Ihre Franziska Wachsmuth