Erlebnisbericht: Vätternrundan 2014 – 300 km per Rad

Rückblick auf ein tolles Radsporterlebnis – Vätternrundan 2014

Reisebericht von Tino Lietsch, schulz sportreisen

Nachdem ich im vergangenen Jahr bereits die einzigartige Atmosphäre rund um das größte Amateur Radrennen der Welt miterleben durfte, hieß es in diesem Jahr „Auf ein Neues!“ Mit insgesamt 44 Radsportliebhabern machten wir uns am 11. Juni auf zum zweitgrößten See Schwedens, dem Vätternsee in der landschaftlich einzigartigen Provinz Östergötland. Abermals heißt es, 300 (!!!) Kilometer am Stück rund um diesen riesigen See zu bewältigen. Nun ja … immerhin weiß ich diesmal was mich erwartet. Das ist zumindest ein kleiner Vorteil.

Unser schulz sportreisen Team 2014

Unser schulz sportreisen Team 2014

Als wir auf der Hinfahrt die Stadt Jönköping am Südufer des Sees erreichen, werden Erinnerungen an 2013 wach, denn Jönköping ist bei fast jeder Vätternrundan der Wendepunkt im Hinblick auf die Windverhältnisse. Im Vorjahr hatten wir bis hierher 107 zähe Kilometer voller Gegenwind in den Beinen. Nach einer nahezu perfekten 180-Grad-Wende unterstützte uns von nun an der Rückenwind. Was die eindeutig angenehmere Konstellation ist, da der unangenehme Teil dann schon hinter einem liegt. In diesem Jahr aber sollte alles anders kommen …

Während wir gemütlich im Bus sitzend den Vätternsee passieren und die Ausblicke von Ost- zum Westufer genießen, so werden mir diese riesigen Dimensionen erst einmal wieder wirklich bewusst. Schaut man in Richtung Norden ist lang noch kein Ufer in Sicht und der See wirkt eher wie ein Meer. Fast unglaublich, dass diese Distanz in einem Ritt mit dem Rad zu bewältigen ist.

So heißt es bei strahlendem Sonnenschein nun erst einmal: „Durchatmen und sich langsam mental auf diese große sportliche Herausforderung einstellen.“

Sehenswert: Die schwedische Renaissanceburg Schloss Vadstena aus dem 16.Jahrhundert.

Sehenswert: Die schwedische Renaissanceburg Schloss Vadstena aus dem 16.Jahrhundert.

Nach einem kurzen Zwischenstopp im Wallfahrtsörtchen Vadstena und einem Stadtbummel vorbei am ältesten Rathaus Schwedens und dem Wasserschloss Vadstena, erreichen wir unsere Sportlerherberge in Ljungsbro, ca. 25 Autominuten vom Start- und Zielort Motala entfernt.

Eine Premiere 2014 ist unser schulz sportreisen-eigenes Technik-Supportteam vom Bike Center Dresden. Tino und André empfangen uns bereits mit aufgebautem Technikstand und haben sofort alle Hände voll zu tun, um den „heiligen“ Rädern den letzten Schliff zu verleihen. Eine Schraube hier, etwas mehr Luftdruck da und eine weitere Flaschenhalterung dort. Die Aufregung vor dem großen Rennen wird so langsam spürbar.

Erstmal 2014 mit dabei: unser Techniker Team.

2014 erstmals dabei: unser Technikerteam.

Am Nachmittag heißt es dann in Motala, hautnah Vätternrundan Atmosphäre zu schnuppern. Die Rundfahrt zieht sich insgesamt über eine ganze Woche mit verschiedensten Wettbewerben, wie Tjejvättern (Frauenlauf), Halvvättern (150 km Halbdistanz) und weiteren Junioren- oder Veteranenrennen. Hier herrscht Volksfeststimmung. Nachdem wir im Messezelt unsere Startnummern abgeholt und noch das ein oder andere T-Shirt zum Andenken gekauft haben, schauen wir uns noch ein Sprintrennen an, bei dem gehörig aufs Tempo gedrückt wird.

Faszinierend für diese Jahreszeit in Schweden sind natürlich die legendären Mittsommernächte und das Phänomen, dass es kaum dunkel wird – und wenn doch, dann nur zwischen ca. 00:00 und 03:00 Uhr. Unsere Startzeit für den Rennsamstag liegt bei 02:22 Uhr am (sehr) frühen Morgen. Ein großer Vorteil hierbei ist, dass wir kaum durch die dunkle Nacht fahren müssen und nach einer guten halben Stunde bereits die ersten Sonnenstrahlen genießen können. Der Wetterbericht ist vielversprechend und sagt viel Sonne und keinen Regen voraus.

Pastaparty am Vorabend des Rennens.

Pastaparty am Vorabend des Rennens.

Am Freitag vor dem großen Renntag herrscht die Ruhe vor dem Sturm und die tolle Umgebung unserer Unterkunft lädt zu einer letzten Trainingsfahrt ein. Es folgen noch ein Teamfoto und am Abend unsere mittlerweile fast schon traditionelle Pastaparty sowie ein letzter gemeinsamer Gedankenaustausch vor dem Startschuss.

Um 0:30 geht es los in Richtung Start. Bei mir war an Schlaf leider nicht zu denken. Zu viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Habe ich den Startnummernchip zur Zeitmessung auch richtig befestigt? Trinkflaschen gefüllt? Was anziehen? Bloß nicht zu warm aber auch nicht zu kalt … aus welcher Richtung kommt der Wind? Gibt’s Regen? Hatte ich die Bremsen noch mal nachgestellt?

Also noch schnell eine österreichische Wachmacherbrause trinken und „Auf geht’s!“

Am Start.

Am Start

Dank unseres Bustransfers sind wir frühzeitig am Start und können uns noch ein wenig gegenseitig aufmuntern. Die alten Hasen machen den „Erstumrundern“ den nötigen Mut und um 02:22 geht es pünktlich auf die Strecke!

Nachdem im Vorjahr die ersten 100 km von starkem Gegenwind geprägt waren, rollt das Radl diesmal spürbar angenehmer und ich muss mich selbst ein wenig bremsen um nicht zu „überpacen“.

Mittsommernächte. Bereits um 03:00 fuhren wir in den Sonnenaufgang.

Mittsommernächte: Bereits um 03:00 fuhren wir in den Sonnenaufgang.

Als dann um 03:00 Uhr ein traumhafter Sonnenaufgang den Himmel glutrot färbt und wir die erste Verpflegungsstation erreichen, bin ich guter Dinge dass die Tour diesmal deutlich leichter wird als im Vorjahr. Aber Abwarten!

Ein wenig schwedische Blaubeersuppe, ein paar Salzgurken und Milchbrötchen helfen zur Stärkung.

Mittlerweile haben sich einige in etwa gleichstarke Gruppen gefunden. Im Pulk fährt es sich natürlich wesentlich leichter und so rollen wir gemeinsam durch das Idyll der Astrid-Lindgren-Welt bis zum Südzipfel des Sees nach Jönköping.

Bilderbuchatmosphäre! Die Uhr zeigt nun 05:00 morgens, aber aus körperlicher Sicht ist es nun Mittagszeit und so gibt es, typisch schwedisch, Köttbullar mit Kartoffelbrei und das in doppelter Menge. Im Versorgungszelt treffe ich einige weitere schulz sportreisen-Teilnehmer und wir sind uns einig darüber, dass es so weiterlaufen kann.

Die Strecke auf dem Papier.

Die Strecke auf dem Papier.

Aber wie es nun so oft im Leben ist: Wo es Rückenwind gibt, da ist meist auch der Gegenwind nicht weit. Und sobald wir Jönköping seeaufwärts verlassen, begrüßt uns eben jener, höchst ungeliebte Gegenwind, in voller Stärke! Mental ist dies nicht einfach, da man nun weiß, dass dieser fiese Wind über die nächsten 150 km ein „treuer“ Begleiter sein wird. Doch damit nicht genug: Von nun an gilt es auch, immer wieder langgezogene Anstiege zu bewältigen.

Doch der blaue, fast wolkenlose Himmel, die Anfeuerungen am Streckenrand und die tolle Atmosphäre an den Verpflegungsstationen motivieren ungemein auf diesen zähen Gegenwindkilometern. Immer noch besser als Regen. Und so langsam werden die noch zu fahrenden Kilometer auch weniger, noch 160, noch 150, noch 140 – alle 10 Kilometer kann man sich auf leuchtgelben Hinweisschildern davon überzeugen.

An den Verpflegungspunkten in Hjo und Karlsborg, welche sich sehr schön direkt am Seeufer befinden heißt es nochmals essen, essen, essen und so viel Energie wie möglich aufnehmen. Lasagne, Bananen und immer wieder die mineralhaltigen Salzgurken stehen auf dem Speiseplan.

Sonne pur begleitete uns auf den 300km.

Sonne pur begleitete uns auf den 300 km.


An allen Verpflegungspunkten gibt es auch Massagezelte und je näher das Ziel rückt umso mehr „Patienten“ nutzen diesen Service. Für mich kommt das diesmal nicht in Frage, da ich mir persönlich das Ziel gesteckt hatte, unter 14 Stunden zu fahren um endlich mal schneller zu sein als mein geschätzter Kollege Frank Schulz aus unserem schulz sportreisen-Team.

Ein weiterer Meilenstein ist mit Erreichen des Nordufers geschafft. Von nun an sind es nur noch gut 40 km bis zum Ziel in Motala und der nun wieder einsetzende Rückenwind wirkt wie eine Befreiung. Man spürt wieder, wie schön Rennradfahren sein kann!

Endspurt durch urige Wälder

Endspurt durch urige Wälder

Insbesondere die letzten gut 25 km führen nochmal durch tolle, urige Wälder und dies fühlt sich noch einmal wie eine kleine Entschädigung für die 150 Gegenwindkilometer an.

Die Zieleinfahrt in Motala wird zum umjubelten Triumphzug. Eine tolle Stimmung mit viel Jubel herrscht auf den letzten Metern und hier spürt man wieder den Geist der Vätternrundan, bei der es nicht um Zeiten und Ergebnisse geht, sondern vorrangig ums Durchhalten und Ankommen.

Nach 13 Stunden und 11 Minuten erhalte auch ich die begehrte Finishermedaille. Der Vätternsee ist für mich zum 2. Mal per Rad umrundet und auch diesmal war es wieder eine tolle Erfahrung.

Das Wichtigste ist natürlich, dass alle unsere Teilnehmer gesund und wohlbehalten ins Ziel gekommen sind und jeder für sich diese große Herausforderung bewältigt hat. In leicht euphorisiertem Zustand haben wir am Abend noch gemeinsam gegrillt und bei dem einen oder anderen Bierchen den Tag gemeinsam Revue passieren lassen.

Einhellige Meinung: Diese Tour war klasse und birgt absolute Suchtgefahr. Nun, da der Muskelkater abgeklungen ist, stellt sich bereits Vorfreude auf die nächste Vätternsee-Umrundung ein.

Im nächsten Jahr feiert die Vätternrundan einen runden Geburtstag: 2015 steht die 50. Jubiläumstour auf dem Programm … und schulz sportreisen hat bereits ein Kontingent an Startnummern sicher.
Besonders die Jubiläumstouren verzeichnen eine extrem starke Nachfrage. Daher bitten wir alle Interessenten, die sich selbst einmal dieser tollen Herausforderung stellen möchten, sich schnellstens für den schwedischen Klassiker 2015 anzumelden!

Alle Infos: www.schulz-sportreisen.de/SCH40

9 Gedanken zu „Erlebnisbericht: Vätternrundan 2014 – 300 km per Rad

  1. Schöne Tour und tolles Team mit sehr hohem Spaßfaktor.
    Empfehle euch gerne weiter.

  2. Vielen Dank für den Kommentar! Auch uns hat es großen Spaß gemacht. Super Gruppe, klasse Rennen und einfach viele tolle Erlebnisse. Wir freuen uns jetzt
    schon auf die 50. Jubiläumstour 2015!

  3. Viel Spaß gehabt und viel gelacht!
    Eine Erfahrung reicher!
    Empfehlenswert!

  4. Das 1.mal dabei gewesen. Hatte sehr großen Respekt vor den 300 km, aber am Ende mit 10 h sehr zufrieden gewesen. Die Tour perfekt organisiert. Bin gern bei der 50.Tour dabei. Viele neue Kontakte bereicherten die Tour
    Im Bild Carlo Henker und Dieter Obendorfer

  5. Gratulation an alle 2014-Finisher. Waren den auch Starter aus dem 2013-er Team dabei? Viele vom letzten Jahr habe ich bei der 300-km-Tour Mecklenburger Seen Runde am 25.5. in Neubrandenburg getroffen – sehr ähnlich der Vättern-Rundan. Nur bei der Verpflegung müssen die noch üben – das hat nicht so gut geklappt wie in Schwenden. Vielleicht etabliert sich dieses Event – und Ihr könnt das in Euer Programm aufnehmen?

  6. Hej, es gab auch eine „Bergwertung“ ;>))).
    Auf dem Foto Evi + Wilfried.

  7. Hallo Lutz, auch in diesem Jahr waren einige Wiederholungstäter aus dem Vorjahr mit dabei. Von der Mecklenburger Seenrunde haben wir auch viel positives gehört. Vielleicht können wir Dich ja nächstes Jahr zur 50. Vätternrundan wieder begrüßen?
    Schöne Grüße vom Team schulz sportreisen

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