Borneo – die letzte Schatzinsel

Die Regenwälder der drittgrößten Insel der Welt zählen zu den ältesten und artenreichsten tropischen Ökosystemen unseres Planeten. Sie gehören zur „grünen Lunge“ unserer Erde und sind ein Eldorado für Biologen und Naturfreunde. Ständig werden in den dampfenden Primärwäldern des „Heart of Borneo“ neue Schätze entdeckt. Meist handelt es sich dabei um unbekannte Tier- und Pflanzenarten, wie z.B. den Mulu-Flugfrosch, der seine Hautfarbe je nach Tageszeit grün oder braun färbt, seine Augenfarbe verändert und zu kurzen Gleitflügen von Baum zu Baum im Stande ist. Forscher vermuten noch über tausend unentdeckte Arten im Herzen Borneos, dem größten zusammenhängenden Regenwald Südostasiens. In einer Welt, in der man zu Recht ständig mit dem Artensterben konfrontiert wird, versprüht das etwas Hoffnung: Hoffnung darauf, dass sich auch künftige Generationen noch an frei lebenden Orang-Utans, Zwergelefanten und Nasenaffen erfreuen können.

Mein letzter Aufenthalt auf Borneo war im Jahr 2017. Auf einem Langboot, wie es vom Volksstamm der Dayak benutzt wird, fuhren wir flussaufwärts auf dem 560 km langen Kinabatangan. Es dauerte nicht lange, bis wir die ersten Makaken sichteten. Sie werden von den Einheimischen mit einem Augenzwinkern auch als „Mafia des Dschungels“ bezeichnet, was ich im Laufe meiner Reise noch selbst zu spüren bekommen sollte.

Krokodile ließen sich von der Morgensonne am Ufer wärmen, doch wir waren gekommen, um den „Menschen des Waldes“ zu begegnen. Es knackte und polterte im Unterholz und wir stellten den Motor ab, um uns langsam ans Ufer treiben zu lassen. Wir folgten den Geräuschen und nach einer Weile standen sie vor uns: eine ganze Horde Zwergelefanten, auf der Suche nach einer passenden Stelle, um den Fluss zu überqueren. Die ca. 2,50 m großen Dickhäuter sind in hohem Maß vom Aussterben bedroht und kommen nur noch im Nordosten der Insel vor. Schätzungsweise noch 1000 Tiere leben in den Tieflandregenwäldern Borneos. Sie gelten als sehr sanftmütig, und so genossen wir unser Zusammentreffen für einige Zeit, bis wir uns verabschiedeten. Der Tag ging zu Ende, ohne einen Orang-Utan oder Nasenaffen gesehen zu haben. So ist es mit dem „Wildlife“, doch es beruhigt mich, bedeutet es doch, dass die Tiere noch ihre Rückzugsorte haben.

Am frühen nächsten Morgen hatten wir Glück. Unser Guide entdeckte eine Orang-Utan-Dame mit ihrem Baby in der Nähe ihres Nestes. Hoch oben in den Baumwipfeln leuchtete ihr rotbraunes Fell, und ab und zu schauten beide neugierig zu uns herunter. Ein schöner und berührender Anblick, diese liebenswürdigen Tiere in freier Wildbahn zu sehen, wissend, dass es vielen Tieren schlechter geht. Doch für ihren Schutz wird viel getan. So gibt es mehrere Auffangstationen, die verletzte und kranke Tiere sowie verlassene Jungtiere aufnehmen und auf die Auswilderung vorbereiten. Ihre Population hat sich in den letzten 30 Jahren bereits halbiert und sie sind ebenfalls stark vom Aussterben bedroht.
Bei einem Besuch der Auffangstationen kommen Sie den Tieren sehr nahe und erfahren viel über die Arbeit der Tierschützer. Als ich einmal bei der Fütterung zusah, schlich sich eine Orang-Utan-Dame von hinten an mich heran und stand auf einmal einen Meter neben mir. Bei solch einem ausgewachsenen Orang-Utan bekommt man schon einen ganz schönen Schreck, wenn man sich plötzlich Aug in Auge gegenübersteht – vor allem, weil die Weibchen viermal so stark sind wie wir Menschen. So schnell sie kam, verschwand sie auch wieder im Wald. Ein unvergessliches Erlebnis!

Ebenfalls endemisch auf Borneo und im Gebiet des Kinabatangan zu Hause sind die Nasenaffen. Sie leben meist in Haremsgruppen von bis zu 30 Tieren zusammen. Ihre aktivste Zeit beginnt am Abend, wenn sie spektakulär, teils halsbrecherisch, von Ast zu Ast springen oder voller Begeisterung direkt ins Wasser platschen. Sie gelten als die besten Schwimmer unter den Primaten und können auf Grund von Schwimmhäuten zwischen den Zehen sogar bis zu 20 m tauchen. Es macht viel Freude sie zu beobachten, und auch ihr Aussehen lässt einen schmunzeln. So haben die Weibchen ein niedliches Stupsnäschen, während das männliche Tier einen gewaltigen Zinken im Gesicht trägt. Teilweise werden sie von den Einheimischen auch als „Orang Belanda“, also als „Niederländer“ bezeichnet …

Während unserer Reise werden Sie insgesamt drei Tage am Kinabatangan-Fluss verbringen und reichlich Zeit haben, einzigartige Tierbeobachtungen zu machen. Zusätzlich besuchen Sie Auffangstationen von Orang-Utans und Malaienbären und können somit zum Schutz dieser bedrohten Arten beitragen. Im Mulu-Nationalpark werden Sie riesige Höhlensysteme erkunden und bei Wanderungen im Regenwald rund um den Mount Kinabalu Orchideen, Kannenpflanzen und den ein oder anderen Blutegel aufspüren. Auch Zeit zum Baden bleibt, sei es an idyllischen Wasserfällen, Traumstränden oder im längsten unterirdischen Wassersystem Südostasiens.

Nachtrag:
Als ich von meiner Bootstour zurückkehrte, lief ich zurück zur Lodge. Meine Wäsche, die ich zum Trocknen auf einer Schnur zwischen zwei Bäumen aufgehängt hatte, war weg. Geklaut? Doch wer würde mich hier beklauen und getragene Socken und T-Shirts entwenden? Dann dämmerte es mir, als ich einige Teile in den Baumwipfeln erspähen konnte: Die „Mafia des Dschungels“ war hier am Werk und mein Gepäck zwei Kilo leichter!

Borneo – zu Besuch bei Orang-Utan, Nasenaffe und Zwergelefant
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